Echte Fortschritte, aber Übergang weg von fossilen Brennstoffen zu vage: PIK-Einschätzung zum COP28-Abschluss

12/13/2023 - Nach zweiwöchigen Verhandlungen ist der UN-Klimagipfel COP28 in Dubai zu Ende gegangen. Mehr als 70.000 Menschen aus der ganzen Welt nahmen an der Konferenz vom 30. November bis 12. Dezember teil, die sich mit der ersten globalen Bestandsaufnahme der Klimapläne und weiteren Schritten für internationale Klimaschutzmaßnahmen befasste. Unter ihnen waren auch die PIK-Direktoren Ottmar Edenhofer und Johan Rockström.
Echte Fortschritte, aber Übergang weg von fossilen Brennstoffen zu vage: PIK-Einschätzung zum COP28-Abschluss
Photo: UN Flickr

"Nein, der COP28-Abschluss wird die Welt nicht in die Lage versetzen, die 1,5°C-Grenze einzuhalten, aber ja, das Ergebnis ist ein entscheidender Meilenstein", sagt Johan Rockström, Erdsystemwissenschaftler und Ko-Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung.

"Dieser Beschluss macht allen Finanzinstituten, Unternehmen und Gesellschaften klar, dass wir nun endlich - acht Jahre nach dem Zeitplan von Paris - am wahren "Anfang vom Ende" der von fossilen Brennstoffen angetriebenen Weltwirtschaft stehen. Die Wissenschaft hat eine COP zur Eindämmung des Klimawandels gefordert, und eine solche COP  bekommen, die sich auf die Abkehr von fossilen Brennstoffen konzentriert. Alle Akteure müssen nun entsprechend handeln und die auf der COP28 getroffene Vereinbarung zur globalen Bestandsaufnahme umsetzen. Das bedeutet eine rasche Abkehr von der Nutzung von Öl, Kohle und Gas, mit dem Ziel, die Emissionen bis 2030 um mehr als 40 % zu senken und bis 2050 eine Netto-Null zu erreichen, wie in der Vereinbarung aufgegriffen wird."

"Die Aussage zur Abkehr von fossilen Brennstoffen bleibt jedoch zu vage und es gibt keine harten und nachvollziehbaren Grenzen für 2030, 2040 und 2050. Es wird nicht anerkannt, dass die Skalierung von Technologien zur Kohlendioxidabscheidung zusätzlich zum Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe erfolgen muss, um die globale Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen. Und es gibt keinen überzeugenden Plan, wie der Übergang weg von fossilen Brennstoffen erfolgen soll. Wir wissen, dass dies nicht allein durch nationale freiwillige Maßnahmen geschehen wird. Es sind auch kollektive, globale Vereinbarungen über die Finanzierung, die Bepreisung von Kohlenstoff und den Technologieaustausch erforderlich, und zwar in einem Umfang, der weit über das hinausgeht, was derzeit auf dem Tisch liegt."

COP28: Echte Fortschritte erzielt, aber es bleibt noch viel zu tun

Ottmar Edenhofer, Klimaökonom und Ko-Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung PIK sowie Direktor des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change, kommentiert:

„Aus dem von allen Staaten akzeptierten Abschlussdokument der COP28 geht klar hervor: Unter dem Eindruck der fortschreitenden Klimakrise gibt es jetzt für die Weltwirtschaft kein Business as usual mehr. Jetzt geht es um das Ende des fossilen Zeitalters – das ist ein echter Fortschritt. Der Handlungsaufruf zur Abkehr von Kohle, Öl und Gas mit dem Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2050 ist für Regierungen in aller Welt ein wichtiger Orientierungspunkt. Die EU-Staaten mit ihrem großen Klimaschutz-Plan European Green Deal dürfen sich ermutigt sehen, Kurs zu halten, ebenso die USA mit ihrem Inflation Reduction Act.“

„In bestimmten Bereichen wie etwa der Chemieindustrie wird man auch 2050 noch Öl und Gas benötigen – nach Aussagen des Weltklimarats wird man darauf bis dahin nur zu 67 beziehungsweise 90 Prozent verzichten können. Zum Ausgleich muss man CO2 aus der Atmosphäre holen und unterirdisch speichern. Es ist gut, dass im COP-Abschlussdokument klargestellt wird, dass diese Verfahren für die Sektoren mit schwer vermeidbaren Emissionen genutzt werden sollen und eben nicht für ein generelles Weiter-so.“

„Positiv hervorzuheben sind auch die Aussagen der COP zur Verdreifachung der Kapazität für erneuerbare Energien bis zum Jahr 2030 sowie zu Finanzhilfen für den Ausgleich von Klimaschäden und für Klimawandel-Anpassung. Insgesamt müssen die Regierungen der reichen Industrieländer den globalen Süden umfangreich unterstützen, damit die Klimawende gelingt. Um das politisch zu vermitteln, werden sie gut kommunizieren müssen: Nichtstun wäre viel teurer. Schon 2030 wird der Ausstoß einer Tonne CO2 rund 400 Euro Klimaschäden verursachen.“

„Um den Verbrauch fossiler Brennstoffe jetzt weltweit zügig abzusenken, braucht es glaubwürdige Ankündigungen für ihre kontinuierliche Verteuerung durch CO2-Bepreisung und zugleich für finanzielle Kompensation von Bevölkerung und Wirtschaft. Die CO2-Bepreisung muss sich weiterverbreiten und international gekoppelt werden. Klimazölle wie von der EU angekündigt und ein Klimaclub wie von Bundeskanzler Olaf Scholz im Kontext der G7-Staaten initiiert können dazu beitragen, dass sich das von der COP proklamierte Ende des fossilen Zeitalters tatsächlich einläuten lässt.“

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