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Politische Ökonomie der globalen Gemeinschaftsgüter
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Will die Menschheit ihre Lebensgrundlage nicht verlieren, müssen die globalen Gemeinschaftsgüter wie die Atmosphäre, die Ozeane sowie die Biosphäre, so bewirtschaftet werden, dass planetare Belastungsgrenzen nicht weiter überschritten werden. Dies erfordert einen Paradigmenwechsel bei der Definition von Wohlstand, die zukünftig neben physischem und Humankapital auch das Naturkapital explizit einschließen muss. Das FutureLab CERES – Ceres, die römische Göttin der Landwirtschaft, wird gleichzeitig auch als Gesetzgeberin beschrieben – forscht an der Schnittstelle von natürlichen Ressourcen und staatlichen Kapazitäten und widmet sich explizit ihren Wechselwirkungen. Vor dem Hintergrund des Klimawandels und der Übernutzung natürlicher Ressourcen wird im Rahmen des Forschungsprogramms angestrebt, einen Beitrag zu leisten zu einem veränderten Verständnis von Wohlstand, das Naturkapital einbezieht. Damit verbunden ist die Analyse geeigneter Politikinstrumente, um inklusiven Wohlstand zu ermöglichen.
Im Fokus stehen dabei Staaten, denen beim Schutz der natürlichen Ressourcen eine Schlüsselrolle zukommt, wie Brasilien, Indonesien, Kolumbien oder der Kongo. Sie sind massiv von Klimaschäden bedroht, verfügen über eine hohe Biodiversität und erzielen hohe wirtschaftliche Gewinne aus fossilen Ressourcen, seltenen Erden und/oder aus Entwaldung.
Zentrale Frage des FutureLabs ist es, wie Staaten zu einer fairen und nachhaltigen Bewirtschaftung globaler Gemeinschaftsgüter beitragen können. Hierzu gliedert sich die Forschung des FutureLabs in folgende vier Arbeitspakete:

1. Politökonomische Realitäten und Transformationsbarrieren

2. Machine learning-basierte ex-post Politikevaluierung

3. Interaktion von staatlicher Kapazität und inclusive wealth

4. Politikökonomische Ansätze der internationalen Kooperation

1. Politökonomische Realitäten und Transformationsbarrieren

In diesem Arbeitspaket wird eine Bestandsaufnahme der politökonomischen Realitäten in ausgewählten Ländern angestrebt: Welche Akteure nehmen wie Einfluss auf die Formulierung von Politikinstrumenten zur Governance von inklusiver Wohlfahrt? Wo liegen die politökonomischen Hürden für eine Transformation? Effektive Politikmaßnahmen müssen diese Zusammenhänge mitdenken und in das Design der Maßnahmen integrieren.

2. Machine learning-basierte ex-post Politikevaluierung

Politische Entscheidungsträger müssen zwischen einer Vielzahl an möglichen politischen Instrumenten wählen, die eine nachhaltige Ressourcennutzung und Emissionsreduzierung versprechen. Allerdings wurden bisher seitens der Forschung stets nur einzelne Maßnahmen evaluiert, während in der politischen Realität fast ausschließlich Maßnahmenpakete implementiert werden. Ziel dieses Arbeitspaketes ist es daher, mit Hilfe von Methoden des maschinellen Lernens wirksame Maßnahmenbündel zu identifizieren. Damit leistet das Arbeitspaket einen wichtigen Beitrag zur Attributionsforschung von effektiver Politik.

3. Interaktion von staatlicher Kapazität und inclusive wealth

Das Klimasystem und die Biosphäre sind für den Erhalt und die Förderung des menschlichen Wohlstands von essentieller Bedeutung. Gleichzeitig erleben wir eine noch nie dagewesene Zerstörung der natürlichen Systeme, da der Wert des Schutzes dieser Systeme oft abstrakt oder unsichtbar ist oder nur indirekt wahrgenommen wird. Darüber hinaus fehlt es vielen Staaten an den informationellen oder institutionellen Kapazitäten, um eine wirksame und sozial gerechte Politik umzusetzen. Dieses Arbeitspaket zielt darauf ab, mithilfe quantitativer Methoden und einer ganzheitlichen Wohlfahrtsperspektive Prioritäten für die Politikgestaltung verschiedener Regierungen zu ermitteln. Dafür erforschen wir Möglichkeiten, die quantitativen Grundlagen zu verbessern, auf denen verschiedene politische Maßnahmen für nachhaltige Entwicklung priorisiert und bewertet werden können. Darüber hinaus untersuchen wir, wie gesetzliche Regelungen in Ländern mit unterschiedlichen staatlichen Strukturen gesellschaftlich akzeptiert und effektiv umgesetzt werden können. Darauf aufbauend untersuchen wir geeignete Schritte, um die lokale Akzeptanz staatlicher Maßnahmen zum Schutz der globalen Gemeinschaftsgüter zu erhöhen.

4. Politikökonomische Ansätze der internationalen Kooperation

Dieses Arbeitspaket untersucht politische Instrumente auf internationaler Ebene, um ambitionierten Klimaschutz zu fördern. Dazu wird erforscht, wie Anreize für kooperatives Handeln geschaffen werden können, beispielsweise durch Transferzahlungen, die an wirksame Klimapolitik geknüpft sind. Da zwischen den Ländern ein politischer Streit über den Klimawandel besteht, der von den Energie- und Umweltressourcen abhängt, über die jedes Land verfügt, wird in diesem Arbeitspaket außerdem versucht, die potenzielle Geopolitik verschiedener Kategorien von Vermögenswerten im Zusammenhang mit dem Klimawandel und seiner Eindämmung umfassend zu untersuchen. Methodisch liegt der Schwerpunkt auf der mathematischen Modellierung spieltheoretischer Ansätze sowie deren empirisch-ökonomischer Validierung.

Methoden

Mit folgenden Methoden analysiert CERES die Vorraussetzungen für die Governance von inklusivem Wohlstand:

  • Fallstudien
  • Machine Learning-basierte ex-post-Evaluierung von Politik
  • Ex-ante Analyse und Theoriebildung
  • Agenten-basierte und spieltheoretische Ansätze der politischen Ökonomie

Evidenzbasierte Politikberatung

Die ausgesprochen interdisziplinäre Kooperation zwischen Politikwissenschaftler*innen, Ökonom*innen und Spezialist*innen für künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen des FutureLabs strebt an, neue Maßstäbe für entscheidungsrelevante Forschung zu setzen. Die Ergebnisse sollen Entscheidungstragende dazu befähigen, informiert und evidenzbasiert im Mehrebenensystem der Klimagovernance zentrale Stellschrauben zu identifizieren und entlang von Handlungsempfehlungen nachhaltig zu gestalten.

Team

Das FutureLab CERES wird finanziert aus Mitteln der Werner Siemens-Stiftung.

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