Fleischsteuern können so gestaltet werden, dass einkommensschwache Haushalte nicht übermäßig belastet werden

04/10/2023 - Da einkommensschwache Haushalte einen wesentlich größeren Teil ihres Einkommens für Lebensmittel ausgeben, werden sie durch Umweltsteuern auf Fleisch tendenziell stärker belastet. Eine neue Studie, die in Nature Food veröffentlicht wurde, zeigt auf, wie durch eine gezielte Gestaltung der Fleischsteuer und die Rückverteilung der Steuereinnahmen solche negativen Verteilungseffekte abgemildert werden können.
Fleischsteuern können so gestaltet werden, dass einkommensschwache Haushalte nicht übermäßig belastet werden

Verbrauchssteuern auf Fleisch werden zunehmend als eine mögliche Maßnahme diskutiert, um die Umweltschäden der Viehzucht zu verringern und die EU-Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Angesichts der hohen Inflation und der steigenden Lebensmittelpreise besteht jedoch die Sorge, dass höhere Fleischpreise ärmere Haushalte unverhältnismäßig stark belasten, da diese in der Regel einen größeren Teil ihres Einkommens für Lebensmittel ausgeben. In einer neuen Studie, die in der Fachzeitschrift Nature Food veröffentlicht wurde, kommen Forschende des PIK zu dem Ergebnis, dass Fleischsteuern so gestaltet werden können, dass einkommensschwache Haushalte sogar insgesamt profitieren.

Das Forscherteam unter der Leitung von David Klenert vom Joint Research Centre der Europäischen Kommission führte Mikrosimulationen mit EU-weiten Haushaltsdaten durch, um die verschiedenen Optionen für die Gestaltung einer Fleischsteuer zu vergleichen.

"Die entscheidende Frage für die Entlastung einkommensschwacher Haushalte ist, wie die Einnahmen aus der Fleischsteuer verwendet werden", sagt PIK-Koautorin Franziska Funke. Eine Rückführung der Einnahmen an Verbraucherinnen und Verbraucher in Form von monatlichen oder jährlichen Pro-Kopf-Transfers - ähnlich wie beim „Klimageld“ - kehrt die Verteilungswirkung um, d.h. einkommensschwache Haushalte werden im Schnitt entlastet. Eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse verringert dagegen nur die Überbelastung einkommensschwacher Haushalte, hebt sie aber nicht vollständig auf. Abgesehen von der Verwendung der Einnahmen stellt das Forscherteam erhebliche Unterschiede zwischen verschiedenen Arten der Besteuerung fest, wie z.B. die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Fleisch oder unterschiedliche Steuersätze für verschiedene Fleischsorten in Abhängigkeit von ihrer Emissionsintensität.

Die Autorinnen und Autoren betonen, dass die Verteilungseffekte nur ein Aspekt sind, der bei der Gestaltung von Umweltpolitik im Agrarsektor berücksichtigt werden muss, und dass die Belastungen durch eine Fleischsteuer insgesamt gering ausfallen. Um den Wandel hin zu einem nachhaltigen Ernährungssystem zu gewährleisten, sind ergänzende Maßnahmen erforderlich. "Letztendlich werden Preiserhöhungen für Fleisch und andere Lebensmittel mit hohem Treibhausgasausstoß wahrscheinlich erforderlich sein, um die Umweltziele im Agrarsektor zu erreichen. Die Verteilungsgerechtigkeit bei der Gestaltung von Fleischsteuern miteinzubeziehen, kann entscheidend dafür sein, dass solche Maßnahmen erfolgreich umgesetzt werden können", betont Funke.

Klenert, D., Funke, F. & Cai, M. (2023). Meat taxes in Europe can be designed to avoid overburdening low-income consumers. Nature Food. https://doi.org/10.1038/s43016-023-00849-z