Klimawandel und Gesundheit

Klimawandel und Gesundheit

Motivation

Der Klimawandel gilt – neben dem Verlust der biologischen Vielfalt und weiteren planetaren Krisen – als „die größte globale Gesundheitsgefahr des 21. Jahrhunderts“ (Costello et al., 2009). Er bedroht unsere Lebensgrundlagen auf vielfältige Weise: durch häufigere Stürme und Überschwemmungen, Hitzewellen und Dürren, Luftverschmutzung, Wasserknappheit, Ernteausfälle und Hungersnöte, Infektionskrankheiten, Konflikte und Migration. Besonders stark betroffen sind ärmere Länder und Bevölkerungsgruppen, wodurch bestehende Ungleichheiten weiter verschärft werden. Letztlich gefährdet er das Fortbestehen unserer Zivilisation.

Gleichzeitig könnte die Bewältigung des Klimawandels „die größte globale Gesundheitschance des 21. Jahrhunderts“ darstellen (Watts et al., 2009), denn was für den Klimaschutz nötig ist, ist größtenteils das, was wir ohnehin für unsere Gesundheit tun sollten: Städte fußgänger- und fahrradfreundlicher gestalten, fossile Brennstoffe abschaffen, nachhaltigere Landwirtschaft fördern, weniger Fleisch konsumieren und dafür mehr pflanzliche Lebensmittel, sowie insgesamt weniger Ressourcen verbrauchen (WHO, 2024).  Denn zahlreiche Erkrankungen entstehen durch Luftverschmutzung, Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung und chronischen Stress. Eine Win-win-Situation!

Planetary Health (planetare Gesundheit) baut auf den Konzepten Public Health und Global Health auf, geht aber darüber hinaus und betrachtet die natürlichen Systeme der Erde als zentral für das Verständnis von menschlichem Wohlbefinden. Dabei berücksichtigt das Konzept sowohl soziale, wirtschaftliche und politische Faktoren als auch globale Abhängigkeiten – legt jedoch einen besonderen Fokus auf ökologische Nachhaltigkeit als Grundvoraussetzung für Gesundheit (Whitmee et al., 2015). Das langfristige Ziel ist klar: gesunde Menschen auf einem gesunden Planeten.

Unsere Forschungsgruppe verbindet Klimawissenschaften am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) mit Gesundheitsforschung an der Charité – Universitätsmedizin Berlin, geleitet durch das transdisziplinäre Konzept "Planetary Health". Unsere Vision: bessere Ernährung und Gesundheit für alle – im Einklang mit den planetaren Belastungsgrenzen.

Zentrale Forschungsbereiche

  • Nachhaltige Ernährungssysteme
    • Wir untersuchen nachhaltige Formen landwirtschaftlicher Produktion, z.B. Agroforstwirtschaft, und deren Auswirkungen auf die planetare und menschliche Gesundheit. Zudem evaluieren wir Maßnahmen zur Förderung gesunder und nachhaltiger Ernährungsweisen, auch in institutionellen Kontexten wie Krankenhäusern, unter Einsatz quantitativer und qualitativer Forschungsmethoden.
  • Gesundheit und Ernährung von Frauen und Kindern
    • Ein besonderer Schwerpunkt unserer Arbeit liegt auf der Gesundheit und Ernährung von Frauen und Kindern. Wir analysieren die Auswirkungen von Klimawandel und Umweltfaktoren auf den Ernährungszustand, die Lebensmittelversorgung und das gesamte Ernährungssystem – und wie diese Aspekte die Gesundheit, sowie Wachstum und Entwicklung von Kindern beeinflussen. Zudem evaluieren wir Interventionen, die sowohl Gesundheitsziele verfolgen als auch zu Klimaanpassung und Klimaschutz beitragen.
  • Ernährung und Darmgesundheit
    • Wir erforschen die Zusammenhänge zwischen Landwirtschaft, Ernährung und Gesundheit mit einem besonderen Fokus auf Darmgesundheit. Zum Beispiel untersuchen wir, wie diversifizierte Anbausysteme die Pflanzenqualität verbessern und damit, vermittelt über die Ernährung, das Darmmikrobiom und die Gesundheit des Menschen positiv beeinflussen können. Ebenso untersuchen wir, wie sich Lebensmittelqualität und -sicherheit auf die Darmgesundheit von Kindern auswirken und evaluieren Maßnahmen zur Reduktion schädlicher Einflüsse.
  • Umweltbelastungen und Gesundheit
    • Wir erforschen die Auswirkungen klimasensitiver Umweltschadstoffe – darunter Luftschadstoffe, Industriechemikalien, Arsen, Pestizide und Mykotoxine – auf die menschliche Gesundheit, insbesondere in sensiblen Lebensphasen wie Schwangerschaft, Säuglings- und Kindesalter. Unser Ziel ist es, Expositionspfade zu identifizieren sowie Maßnahmen zur Reduktion dieser Belastungen zu entwickeln und zu evaluieren.
  • Attribution und Projektion gesundheitlicher Auswirkungen
    • Mit Methoden aus Umweltepidemiologie und Klimawissenschaft quantifizieren wir frühere und gegenwärtige Krankheitslasten, die direkt oder indirekt auf den Klimawandel zurückzuführen sind – beispielsweise durch Hitzebelastung oder Ernteverluste. Der Schwerpunkt liegt dabei auf besonders gefährdeten und bislang wenig erforschten Bevölkerungsgruppen, wie Kindern in Ländern mit niedrigem Einkommen. Darüber hinaus projizieren wir zukünftig zu erwartende klimabedingte Krankheitslasten unter Berücksichtigung verschiedener Klima- und sozioökonomischer Szenarien.

Unsere Ziele

Unsere Forschung konzentriert sich auf Ernährungssysteme und zielt darauf ab, Erkenntnisse zu gewinnen, um die Öffentlichkeit, Organisationen und politische Entscheidungsträger fundiert zu informieren. Wir verfolgen dabei folgende Ziele:

  1. Auswirkungen von Klima, Klimawandel und Umweltfaktoren auf Ernährung und Gesundheit besser zu verstehen und zu quantifizieren,
  2. Effekte und Zusammenspiel von Klimaanpassungs- und Klimaschutzmaßnahmen auf Ernährung, Gesundheit und Umwelt zu evaluieren,
  3. Künftige Auswirkungen von Klimawandel, Umweltverschmutzung und Anpassungs­maßnahmen auf Ernährung und Gesundheit der Bevölkerung abzuschätzen.

Arbeitsgruppenleitung

Amanda Wendt

Email: Amanda.Wendt@pik-potsdam.de

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Informationen für Bewerberinnen und Bewerber der Arbeitsgruppe Klimawandel und Gesundheit. 

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