Covid-19, Klimawandel, bewaffnete Konflikte: Die Krisen der Welt können zu miteinander verbundenen Polykrisen führen

17.01.2024 – Die Welt erlebt derzeit eine sich verschärfende Polykrise, die durch eine Verflechtung und nichtlineare Verstärkung vieler weltweiter Krisen verursacht wird. Dies ist das Ergebnis einer neuen Studie, das von einem internationalen Team von Forschenden, darunter PIK-Direktor Johan Rockström, verfasst wurde. Die Forschenden liefern eine grundlegende Definition von Polykrisen und einen theoretischen Rahmen, um die miteinander verknüpften Antriebsmechanismen der aktuellen globalen Krisen – wie beispielsweise die Covid-19-Pandemie, Klimawandel und bewaffnete Konflikte, darunter Russlands Krieg gegen die Ukraine – besser zu verstehen und zu bewältigen.
Covid-19, Klimawandel, bewaffnete Konflikte: Die Krisen der Welt können zu miteinander verbundenen Polykrisen führen
Schematische Darstellung einer globalen Polykrise. Grafik: Lawrence et al, Figure 8, modifiziert durch PIK.

Das Forschungsteam der in der Fachzeitschrift Global Sustainability veröffentlichten Studie definiert eine globale Polykrise als „kausale Verflechtung von Krisen in mehreren globalen Systemen, die die Perspektiven der Menschheit erheblich verschlechtern“. Globale Krisen entstehen, wenn kurzfristige und schnelllebige Auslöser wie politische Unruhen, starke Preisanstiege oder klimatische Extremereignisse mit langsameren und dauerhafteren Belastungen wie wachsenden sozioökonomischen Ungleichheiten oder der Klimaerwärmung kombiniert werden. Diese Entwicklungen können ein globales System wie die Nahrungsmittelproduktion, die globale Sicherheit oder die Finanzmärkte aus dem Gleichgewicht bringen und in eine Krise stürzen. In Verbindung mit anderen kriselnden globalen Systemen kann eine Polykrise entstehen, die nach Ansicht der Autoren als Ganzes und nicht isoliert verstanden und gelöst werden sollte.

Die Autoren identifizieren drei kausale Mechanismen, die mehrere globale Systeme miteinander verbinden und zu synchronisierten Krisen führen können. Die Widerstandsfähigkeit eines oder mehrerer globaler Systeme kann erstens durch „gemeinsame Belastungen“ beeinträchtigt werden. So kann beispielsweise eine alternde Bevölkerung eine Herausforderung sowohl für die Gesundheitssysteme als auch für die Wirtschaft darstellen, da die Zahl der Arbeitskräfte schrumpft und die Gesundheitskosten steigen. Der zweite Mechanismus „Dominoeffekte“ tritt auf, wenn eine Krise in einem System die Belastungen in einem anderen beeinflusst oder ein auslösendes Ereignis verursacht, das ein anderes System in eine Krise stürzt. Die Covid-19-Pandemie verschärfte zum Beispiel den Stress der sozioökonomischen Ungleichheit, während die Preise für Dienstleistungen und Waren stiegen. Als „intersystemische Rückkopplungen“ verstehen die Autoren Belastungen in einem System, die in kausaler Wechselwirkung mit einer Belastung in einem zweiten System stehen, was sich wiederum auf die Belastung im ersten System auswirken kann. Dieser letzte Mechanismus kann die Krisen abschwächen oder weiter eskalieren.

Die Autoren betonen die Wichtigkeit, die miteinander verknüpften globalen Krisen als Ganzes anzugehen und nicht als isolierte Ereignisse zu behandeln. Sie heben auch hervor, dass strukturelle Veränderungen in globalen Systemen notwendig sind, um die Auswirkungen von interagierenden Krisen abzumildern und den Weg in eine nachhaltigere Zukunft zu ebnen.

Artikel:

Michael Lawrence, Thomas Homer-Dixon, Scott Janzwood, Johan Rockström, Ortwin Renn, Jonathan F. Donges (2024): Global Polycrisis: The Causal Mechanisms of Crisis Entanglement. Global Sustainability Journal.

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