Warum ein neues Emissionshandelssystem in Europa notwendig ist, um den Straßenverkehr "Fit for 55" zu machen

28.04.2022 - Eines der umstrittensten Themen im Europäischen Parlament ist derzeit das von der Europäischen Kommission vorgeschlagene neue Emissionshandelssystem ETS2, das den Straßenverkehr und das Heizen von Gebäuden umfasst. Um darüber zu diskutieren, trafen sich diese Woche Interessenvertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Politik zu einem Webinar. Rund 150 Teilnehmende zählte das vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), dem Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) und dem Europäischen Automobilherstellerverband (ACEA) organisierte Event.
Warum ein neues Emissionshandelssystem in Europa notwendig ist, um den Straßenverkehr "Fit for 55" zu machen
Lastwagen. Foto: Nigel Tadanehondo/Unsplash

Das neue ETS2 soll das bestehende ETS ergänzen, dass Emissionen aus der Energieerzeugung und der Industrie abdeckt. Das ETS2 ist Teil des vorgeschlagenen EU-Politikpakets "Fit for 55", mit dem die europäischen Emissionen bis 2030 um 55 % gegenüber den Werten von 1990 gesenkt werden sollen. Zu den Rednern der Veranstaltung gehörten der Berichterstatter des Europäischen Parlaments für das ETS im ENVI-Umweltausschuss Peter Liese, Sofie Defour von Transport & Environment (T&E), Nicolette van der Jagt von der Europäischen Vereinigung für Spedition, Logistik und Zolldienste (CLECAT), Thomas Fabian von ACEA, Michael Pahle vom PIK und Ottmar Edenhofer, Direktor des PIK und MCC. Moderiert wurde die Veranstaltung von Sam van den Plas, Policy Director bei Carbon Market Watch. Die Präsentationen stehen zum Download zur Verfügung (siehe unten).

Alle Diskussionsteilnehmer befürworteten die Einführung des ETS2 , wobei sie unterschiedliche Ansichten über die Rolle und die Art seiner Umsetzung vertraten.

"Das ETS2 hat das Potenzial, Klimapolitik und Energiesicherheit zu verbinden. In Zeiten des Krieges ist dies ein wichtiger Aspekt, über den noch nicht viel diskutiert wurde", sagte Ottmar Edenhofer vom PIK und MCC. Die Bepreisung von Kohlenstoff kann die Öl- und Gasnachfrage und damit auch die künftigen Einnahmen Russlands aus dem Export fossiler Brennstoffe verringern. Dadurch kann die Abhängigkeit der EU von Energieimporten aus Russland verringert werden. Die Besteuerung dieser Importe könnte das ETS2 ergänzen, um die Zusammensetzung der Importe kurzfristig zu verändern. Aber das ist noch nicht alles. "Das zweite ETS kann dazu beitragen, dass sich die Energiepreise in die richtige Richtung entwickeln", so Edenhofer. Die Ölpreise sollten steigen und die Preise für sauberen Strom sollten sinken, um sicherzustellen, dass der nachhaltige Straßenverkehr wettbewerbsfähiger wird, und zwar rechtzeitig, um die EU-Klimaziele zu erreichen.

Thomas Fabian, ACEA-Direktor für Nutzfahrzeuge, forderte die politischen Entscheidungsträger auf, den Vorschlag zur Einführung eines soliden Kohlenstoffpreissystems für den Straßenverkehr zu unterstützen: "Das ETS für den Straßenverkehr ist ein entscheidender Teil des politischen Rahmens, der die Dekarbonisierung des Sektors ermöglicht. Es ist kein 'Allheilmittel', das andere Regulierungen ersetzt, aber ohne es sind die notwendigen CO2-Reduzierungen schlicht nicht möglich. Denn eine breite Marktakzeptanz alternativ angetriebener Fahrzeuge ist nur dann zu erwarten, wenn der Kohlenstoffgehalt aller Energieträger und die CO2-Emissionen angemessen bepreist werden."

Ein Video der gesamten Veranstaltung ist jetzt online verfügbar.


Zum Download:

Webinar Agenda

From science, by Ottmar Edenhofer and Michael Pahle, PIK/MCC

From policy, by Peter Liese, Member of the European Parliament

From industry, by Thomas Fabian, ACEA

From NGO, by Sofie Defour, Transport & Environment

Über den EU Green Deal

Informationen der Europäischen Kommission: https://ec.europa.eu/clima/eu-action/european-green-deal_en

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