Stabiles Erdsystem entscheidend für menschliche Gesundheit – Forschende initiieren gemeinsames Vorgehen

16.07.2025 – Forschende aus den Erdsystem- und Gesundheitswissenschaften schlagen einen gemeinsamen wissenschaftlichen Rahmen vor, um besser zu verstehen, wie Klimawandel, Biodiversitätsverlust und Umweltverschmutzung die Grundlagen der menschlichen Gesundheit bedrohen und wie dem begegnet werden kann. Ihr Kommentar, veröffentlicht im renommierten Medizinjournal The Lancet, fordert eine stärkere Zusammenführung von Wissen über verschiedene Forschungsdisziplinen hinweg. Initiiert wurde der Beitrag von Johan Rockström und Oskar Masztalerz vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) gemeinsam mit Sam Myers, Direktor der Planetary Health Alliance und des Johns Hopkins Institute for Planetary Health.
Stabiles Erdsystem entscheidend für menschliche Gesundheit – Forschende initiieren gemeinsames Vorgehen
Forschende aus den Bereichen Planetare Gesundheit und Planetare Grenzen rufen zum gemeinsamen Handeln auf. Foto: NASA

Das Konzept der Planetaren Grenzen wurde entwickelt, um die Stabilität im Erdsystem anhand von neun zentralen Prozessen des Erdsystems zu messen – sechs davon sind laut aktuellem Stand bereits überschritten. Gleichzeitig zeigt die Forschung zur Planetaren Gesundheit, dass diese Veränderungen direkte und indirekte Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben – etwa durch verschlechterte Luft- und Wasserqualität, unsichere Lebensmittelversorgung oder ein erhöhtes Risiko für Infektionskrankheiten.

Um die wachsenden Risiken besser zu erfassen und ihnen zu begegnen, schlagen die Forschenden vier zentrale Maßnahmen vor:

  • Gesundheits- und Umweltmonitoring: Gesundheitlichen Folgen von Veränderungen im Erdsystem systematisch untersuchen, sowie kontinuierlich wissenschaftliche Belege ergänzen und aktualisieren. Ziel ist es, Risiken besser abschätzen zu können und faktenbasierte Entscheidungen zu ermöglichen
  • Gerechtigkeitsorientierte Politik: Zugang zu lebenswichtigen Ressourcen für alle sichern und gleichzeitig die unverhältnismäßigen Auswirkungen von Veränderungen im Erdsystem auf künftige Generationen, indigene Gruppen und marginalisierte Gemeinschaften berücksichtigen – jene, die am wenigsten zur Erdsystem-Destabilisierung beigetragen haben
  • Wahre Kosten sichtbar machen: Gesundheitskosten durch Umweltzerstörung erfassen und den Nutzen intakter Ökosysteme deutlich machen – z. B. würde eine nachhaltige Transformation des globalen Ernährungssystems weniger kosten als die bereits heute bestehenden versteckten Kosten der Umweltzerstörung
  • Integrierte Kommunikation: Das Bewusstsein dafür stärken, dass Umweltprobleme die Gesundheit, Sicherheit und das Wohl aller Menschen bedrohen – und Wege für gemeinsames Handeln aufzeigen.

Die Forschenden aus den Erdsystem- und Gesundheitswissenschaften betonen, dass Gesundheit, Gerechtigkeit und die Stabilität des Erdsystems nur durch tiefgreifende, systemische Veränderungen langfristig gesichert werden können, anstatt nur auf die alltäglichen Entscheidungen im Lebensstil von Einzelpersonen zu setzen. Ein zentrales Instrument ist dabei das Konzept Planetare Gesundheit in allen Politikfelder, damit jede politische Entscheidung sowohl die Gesundheit der Menschen als auch die Belastbarkeit unseres Planeten berücksichtigt.

Artikel:

Myers, S. S., Masztalerz, O., Ahdoot, S., Gabrysch, S., Gupta, J., Haines, A., Kleineberg‑Massuthe, H., Lambrecht, N. J., Landrigan, P. J., Mahmood, J., Pörtner, L. M., Rohr, J., Traidl‑Hoffmann, C., Wendt, A. S., Wray, B., Rockström, J. (2025): Connecting planetary boundaries and planetary health: a resilient and stable Earth system is crucial for human health. The Lancet.

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