2.11.2010
Artikel: Ye Wu, Changsong Zhou, Jinghua Xiao, Jürgen Kurths, Hans
Joachim Schellnhuber: /Evidence for a bimodal distribution in human
communication./ Proceedings of the National Academy of Sciences USA
(2010), doi:10.1073/pnas.101314010710.1073
Einer neuen Studie zufolge lässt sich die Kommunikation mittels SMS
mit denselben mathematischen Gesetzen beschreiben wie das Auftreten von
Erdbeben, starken Regenfällen und Waldbränden, wie die elektrischen
Salven von Neuronen oder gar wie der Handel mit Aktien.
Diese scheinbar chaotisch ablaufenden Ereignisse gehorchen alle sehr
ähnlichen statistischen Prinzipien, berichtet ein deutsch-chinesisches
Forscherteam um Jürgen Kurths vom Potsdam-Institut für
Klimafolgenforschung (PIK) in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins
„Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS). So beginnt
eine typische SMS-Unterhaltung mit einer ersten „Short Message“, der
eine Reihe von Antworten und Gegenantworten folgt. Die Zeit zwischen dem
Auftreten dieser Ereignisse weist hierbei dasselbe charakteristische
Muster auf wie bei einem Erdbeben, auf das eine Reihe von Nachbeben
folgt. Während zwischen zwei Erstmitteilungen lange, zufällige
Zeitabschnitte liegen, treten Antworten und Gegenantworten –
vergleichbar mit Nachbeben - in relativ kurzen Intervallen auf.
Ähnliche Gesetzmäßigkeiten lassen sich bei vielen weiteren Arten
menschlicher Kommunikation, wie E-Mails oder Internet-Chats, finden.
Deren mathematische Beschreibung soll es in Zukunft auch erlauben,
Infrastrukturen für Kommunikation zu optimieren. „Aus den Ergebnissen
lassen sich sogar Hinweise ableiten, wie die Auslastung von
Telefonleitungen oder die Bereitstellung von Internetbandbreiten
verbessert werden könnten“, sagt Jürgen Kurths.
Dieselben mathematischen Modelle, mit denen die Forscher die
SMS-Kommunikation untersuchten, werden seit einigen Jahren auch in der
Klimaforschung angewendet. Ziel dabei ist es, das Auftreten extremer
Klima- und Wetterereignisse besser zu verstehen und Möglichkeiten für
deren Vorhersagbarkeit zu erforschen. Zudem bilden diese Prinzipien
moderner Kommunikation wesentliche Bausteine für Computersimulationen
gesellschaftlicher Systeme. Solche Simulationen werden gegenwärtig am
PIK entwickelt.