Nature-Studie zu Klimaschäden überarbeitet

06.08.2025 - In Reaktion auf Rückmeldungen aus der Wissenschaft hat das Forschungsteam hinter der Studie „The economic commitment of climate change” am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) seine Analyse überarbeitet und Open Access veröffentlicht, um den wissenschaftlichen Austausch darüber zu ermöglichen. Das PIK begrüßt die jetzt in Nature als „Matters Arising“ veröffentlichte kritische Auseinandersetzung mit der Studie. Wissenschaftliche Integrität und Transparenz der Forschung sind dabei stets die Leitprinzipien des Instituts.
Nature-Studie zu Klimaschäden überarbeitet
Eine Kernaussage der Studie von 2024: Die wirtschaftlichen Schäden durch den Klimawandel übersteigen die Kosten für Klimaschutz deutlich. Photo: AdobeStock.

Die Kernaussagen der Studie von 2024 haben Bestand: Bis 2050 werden die wirtschaftlichen Schäden durch den Klimawandel die Kosten für Klimaschutz deutlich übersteigen; diese Schäden sind substantiell und werden hauptsächlich durch Temperaturveränderungen verursacht; sie betreffen insbesondere Regionen mit niedrigem Einkommen und geringen historischen Emissionen. Diese Ergebnisse stehen im Einklang mit einem breiteren wissenschaftlichen Erkenntnisstand (1, 2, 3, 4, 5) über das Ausmaß der wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels und die Vorteile von Emissionsminderungen.

In der Studie nutzte das Forschungsteam historische Daten, um abzuschätzen, wie Temperatur- und Niederschlagsänderungen künftig das globale und regionale Wirtschaftswachstum beeinflussen. Die Studie erweitert bisherige Arbeiten in drei zentralen Punkten: Die Klimafolgen werden auf subnationaler statt auf Länderebene ermittelt, neben Mittelwerten werden auch tägliche Wetterextreme und -schwankungen berücksichtigt, und es wird analysiert, wie lange die Auswirkungen auf die Wachstumsraten der Wirtschaft anhalten. Vor der Veröffentlichung im April 2024 durchliefen die Studie und der Datensatz ein Peer-Review-Verfahren, um zu gewährleisten, dass Datenanalyse und Methodik fachlich fundiert sind.

Bearpark, Hogan und Hsiang, die Autoren des Matters Arising, weisen auf Fehler in den zugrundeliegenden Wirtschaftsdaten aus Usbekistan für den Zeitraum 1995-1999 hin, die einen unverhältnismäßig großen Einfluss auf die Ergebnisse hatten. Sie argumentieren außerdem, dass Korrelationen zwischen Regionen zu größeren statistischen Unsicherheiten führen – ein Punkt, den auch ein weiterer Kollege angebracht hatte. In der überarbeiteten Fassung der Studie haben die Autorinnen und Autoren den Fehler in den zugrunde liegenden Daten korrigiert und zusätzliche Kontrollgrößen eingeführt, um den Einfluss von Datenanomalien zu begrenzen und Korrelationen zwischen den Regionen zu berücksichtigen.

Die in Reaktion auf die Kritik überarbeitete Analyse zeigt:

•    Die weltweite Wirtschaftsleistung könnte Mitte dieses Jahrhunderts um 17 Prozent niedriger sein als ohne weiteren Klimawandel (nach Bevölkerung gewichteter Durchschnitt der prozentualen Verluste in allen Regionen weltweit). In der 2024 in Nature veröffentlichten ursprünglichen Analyse waren 19 Prozent prognostiziert worden.
•    Die Verteilung der Schäden weltweit fällt nun noch ungleicher aus, mit prozentual größeren Verlusten für ärmere Regionen. Dies führt in Dollar ausgedrückt zu geringeren globalen Schäden: 32 Billionen „internationale“ US-Dollar pro Jahr, kaufkraftbereinigt nach Werten von 2005 – statt den in der ursprünglichen Berechnung ausgewiesenen 38 Billionen.
•    Die jährlichen globalen Klimaschäden zur Mitte dieses Jahrhunderts in Dollar sind nicht wie ursprünglich berechnet sechs-, sondern fünfmal so groß wie die Vermeidungskosten zur Begrenzung der globalen Erwärmung auf zwei Grad.

Die überarbeiteten Ergebnisse und Daten sind online verfügbar, um den wissenschaftlichen Austausch darüber zu ermöglichen. Das hinter der Studie stehende Forschungsteam weist darauf hin, dass die Überarbeitung noch kein Peer-Review-Verfahren durchlaufen hat. Das Forschungsteam und das PIK begrüßen und schätzen das Feedback aus der internationalen wissenschaftlichen Community und übernehmen die Verantwortung für die Versäumnisse, die zu dieser Kritik geführt haben. 

Update: Im letzten Absatz wurde am 20.08.2025 der zweite Satz ergänzt, der zuvor nur in der englischen Version enthalten war.

Weitere Informationen:

Weblink zum Dokument mit der correction note der Autoren (Details zur Überarbeitung und ein Vergleich der wichtigsten Abbildungen vorher und jetzt) und der überarbeiteten Studie:
https://doi.org/10.5281/zenodo.15984134

Weblink zur Studie von 2024: https://www.nature.com/articles/s41586-024-07219-0


PIK-Pressemitteilung vom 17. April 2024 zur Veröffentlichung in Nature:
https://www.pik-potsdam.de/de/aktuelles/nachrichten/38-billionen-dollar-schaeden-pro-jahr-19-einkommensverlust-weltweit-durch-klimawandel

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