Forschung “herausragender Qualität” – mit Weiterentwicklung: Evaluation des Potsdam-Instituts durch Leibniz-Sachverständige

15.03.2022 - „Forschung herausragender Qualität“, „stark nachgefragte Politikberatung“: Ein Team hochrangiger internationaler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hat das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) äußerst positiv begutachtet. Jetzt hat die Leibniz-Gemeinschaft das Ergebnis der turnusgemäßen Evaluation veröffentlicht. Neben den Erfolgen des Instituts zeigt der Bericht auch inhaltliche Erweiterungsmöglichkeiten auf. So soll die sozialwissenschaftliche Arbeit an Lösungen für durch den Klimawandel entstehende Probleme und Herausforderungen weiter ausgebaut werden, was zusätzlicher öffentlicher Förderung bedarf.
Forschung “herausragender Qualität” – mit Weiterentwicklung: Evaluation des Potsdam-Instituts durch Leibniz-Sachverständige
Foto: Jan Konitzki/Leibniz-Gemeinschaft

Die herausragenden Arbeiten zu Kipp-Punkten im Erdsystem wie etwa dem Golfstrom-System im Atlantik, zu den planetaren Wellen des Jetstreams und deren Einfluss auf Wetterextreme, oder auch zum Management des globalen Kohlenstoff-Kreislaufes und zur CO2-Bepreisung – sie alle hebt der Bericht als konkrete Beispiele für die „exzellente Forschung“ des Instituts hervor. „Die ganze Vielfalt der Folgen des Klimawandels“ wird beforscht, von Waldbränden bis zu Migration, von der Monsun-Vorhersage bis zu Störungen von Lieferketten, von Mooren als CO2-Senken bis zu Gerechtigkeitsfragen der Klimapolitik.

Diese “hervorragenden Forschungsergebnisse” werden regelmäßig in “hochrangigen Fachzeitschriften” veröffentlicht, darunter Nature, Science und PNAS, so der Evaluationsbericht. Dies alles wurde immer auch nutzbar gemacht für Entscheiderinnen und Entscheider in Wirtschaft und Politik, welche auf die Expertise des PIK zurückgriffen und dies auch weiterhin tun, von der damaligen Bundeskanzlerin bis zu internationalen Zentralbanken. Die Sachverständigen heben die große Zahl „exzellenter Modelle“ hervor, also von Computersimulationen, die das PIK für seine wissenschaftliche Arbeit entwickelt hat. Diese sind wichtige Werkzeuge moderner Forschung, die auf der Auswertung von und dem Modellieren mit komplexen Datensätzen basieren. Das Institut „genießt einen herausragenden Ruf für das Software Engineering“ und koordiniert weltweite systematische Vergleiche der Computersimulationen vieler verschiedener Institute.

„Sehr erfolgreicher umfassender Veränderungsprozess“ seit letzter Evaluation

Seit der letzten Evaluation vor sieben Jahren hat das Potsdam-Institut „sehr erfolgreich einen umfassenden Veränderungsprozess abgeschlossen“, heißt es in dem Bericht. Angefangen mit der Ernennung zweier neuer wissenschaftlicher Direktoren: Johan Rockström, einem Naturwissenschaftler mit internationalem Hintergrund, und Ottmar Edenhofer, mit dem die Sozialwissenschaften auch in der obersten Führungsebene fest verankert werden. Außerdem wurde die Position einer Administrativen Direktorin geschaffen und mit Bettina Hörstrup besetzt.

Auch auf organisatorischer Ebene wurden vom Vorstand „bedeutende Veränderungen” vorgenommen. Der Bericht hebt hier eine ganze Reihe von Punkten hervor. Auf Abteilungsleitungsebene gab es vier Wechsel, um die Forschungsagenda zu schärfen. Unter anderem wurde mit der Berufung einer neuen Ko-Abteilungsleiterin mit dem Forschungsfokus Gesundheit, zusammen mit der Charité Berlin, dieses Thema neu im Institut etabliert. Dies sei „willkommen“, erklären die Gutachterinnen und Gutachter. Mit seinen neuen FutureLab-Forschungsgruppen hat das PIK „innovative neue Themen“ angepackt. Auch konnte das Institut seine Publikationen in begutachteten Journalen gegenüber der vorigen Evaluationsperiode um 46 % steigern und hat wie empfohlen seine Veröffentlichungen in einschlägigen ökonomischen Fachzeitschriften verstärkt. Die Kommission merkt an, dass das PIK “weiterhin extrem erfolgreich” in der Einwerbung von Drittmitteln ist, etwa von EU oder Deutscher Forschungs-Gemeinschaft, und dies noch einmal “signifikant steigern” konnte, im Evaluierungszeitraum auf über 50 % des Gesamtbudgets.

Weiteres Entwicklungspotenzial für Zukunftsaufgaben

Dass das Institut seine Arbeit im Bereich der Sozialwissenschaften auszubauen plant, um die Entwicklung von Lösungen für durch den Klimawandel entstehende Probleme und Herausforderungen weiter zu verstärken, wird von der Kommission “grundsätzlich unterstützt” und ist „sehr willkommen“.

Der Bericht hebt die Idee hervor, entlang einer ‘knowledge value chain’ das Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) zu integrieren und drei innovative Forschungsfelder aufzubauen. Hierfür müsse das PIK sich für eine zusätzliche institutionelle Finanzierung bewerben, einen so genannter Sondertatbestand, heißt es in dem Report.

„Das Gutachten ist Anerkennung und Auftrag zugleich“

„Von einer so renommierten Gruppe internationaler Wissenschaftler gründlich begutachtet und exzellent bewertet zu werden, ist eine sehr wichtige Anerkennung für die Qualität und Relevanz unserer Wissenschaft“, so Johan Rockström, einer der zwei wissenschaftlichen Direktoren des PIK. „Dies ist besonders bedeutend für alle unsere Forschenden, die so viel Mühe und Talent darauf verwenden, unser Verständnis der Klimakrise und ihrer Lösung voranzutreiben. Mit der Evaluierung erhalten wir eine weitere Bestätigung, dass das PIK den Namen Potsdams an die Weltspitze der interdisziplinären Klimaforschung für globale Nachhaltigkeit trägt.” Er betont außerdem, dass “wir mit der Evaluierung nicht nur eine Bestätigung für unsere intensive Arbeit erhalten, sondern auch sehr wertvolle Hinweise, wie wir das Institut in Zukunft weiterentwickeln können. An dieser Stelle möchten wir uns ganz besonders bei unseren Zuwendungsgebern in Brandenburg und dem Bund für die konsequente Unterstützung bedanken.“

„Das Gutachten ist uns eine Verpflichtung für die Zukunft, in doppelter Hinsicht“, erklärt Ottmar Edenhofer, Direktor des PIK. „Es ist uns eine Verpflichtung für die Zukunft unserer Arbeit, bei der wir die sozialwissenschaftliche Forschung zu den Lösungen des Klimaproblems ausbauen wollen. Und es ist uns eine Verpflichtung für die Zukunft der Menschen, denen unsere Forschung dient – denn es ist Forschung für den Erhalt sicherer Lebensbedingungen innerhalb planetarer Grenzen, für ein effizientes Management globaler Gemeinschaftsgüter, für erfolgreich nachhaltiges Wirtschaften.“