EAT-Lancet-Report: Ernährungssysteme überschreiten planetare Grenzen – Transformation kann Gesundheit und Gerechtigkeit fördern

03.10.2025 - Die weltweite Nahrungsmittelproduktion ist der wesentliche Treiber für das Überschreiten von fünf planetaren Grenzen und verursacht rund 30 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen; gleichzeitig fehlt Milliarden Menschen der Zugang zu gesunder Ernährung. Dies zeigt ein neuer Bericht der EAT-Lancet-Kommission, mit Beteiligung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Es ist die bislang umfassendste wissenschaftliche Analyse globaler Ernährungssysteme. Demnach könnte eine Umstellung auf die Planetary Health Diet jährlich bis zu 15 Millionen vorzeitige Todesfälle verhindern und die ernährungsbedingten Emissionen mehr als halbieren.
EAT-Lancet-Report: Ernährungssysteme überschreiten planetare Grenzen – Transformation kann Gesundheit und Gerechtigkeit fördern
Die EAT-Lancet-Kommission 2025 präsentiert neue wissenschaftliche Erkenntnisse darüber, wie ein gesundes, nachhaltiges und gerechtes Ernährungssystem heute aussehen kann. Foto: AdobeStock
„Der Bericht liefert die bislang klarste Orientierung dafür, wie sich eine wachsende Weltbevölkerung ernähren lässt, ohne den sicheren Handlungsraum der Erde, wie ihn die planetaren Grenzen definieren, zu überschreiten“, sagt Johan Rockström, Co-Vorsitzender der EAT-Lancet-Kommission und Direktor des PIK. „Unsere Ernährungsgewohnheiten können Leben retten, Emissionen drastisch verringern, den Verlust der Biodiversität bremsen und zu mehr Gerechtigkeit beitragen. Der Report liefert globale Leitplanken für Ernährungssysteme – einen Referenzpunkt, an dem Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsam ansetzen können. Die Fakten sind eindeutig: Eine Transformation der Ernährungssysteme ist nicht nur möglich, sondern unverzichtbar für eine sichere, gerechte und nachhaltige Zukunft.“



Zentrale Ergebnisse

•    Ernährungssysteme sind der wesentliche Treiber für das Überschreiten von fünf der insgesamt sieben bereits überschrittenen planetaren Grenzen und verursachen rund 30 Prozent der globalen Emissionen.
•    Eine Umstellung auf die Planetary Health Diet könnte jedes Jahr bis zu 15 Millionen Leben retten.
•    Heute lebt weniger als 1 Prozent der Weltbevölkerung in Ländern, in denen die Ernährungsbedürfnisse gedeckt werden, ohne planetare Grenzen zu überschreiten.
•    Das reichste Drittel der Weltbevölkerung verursacht über 70 Prozent der ernährungsbedingten Umweltbelastungen, während Milliarden Menschen sich nicht gesund ernähren können und viele Beschäftigte unterhalb eines existenzsichernden Lohns arbeiten.
•    Ernährungssysteme verursachen jährlich verdeckte Kosten von 15 Billionen Dollar. Eine Transformation könnte jährlich Erträge von 5 Billionen Dollar bringen – bei erforderlichen Investitionen von 200 bis 500 Milliarden Dollar.

Aufbauend auf dem Bericht von 2019 zeigt die neue Kommission, bestehend aus führenden internationalen Expertinnen und Experten für Ernährung, Klima, Ökonomie, Gesundheit, Sozialwissenschaften und Landwirtschaft aus mehr als 35 Ländern auf sechs Kontinenten, dass gerechte und nachhaltige Ernährungssysteme entscheidend sind, um die Gesundheit zu verbessern, Ungleichheiten zu verringern und innerhalb der planetaren Grenzen zu bleiben. Die Analyse verdeutlicht zudem: Selbst wenn fossile Energien vollständig ersetzt würden, könnten Ernährungssysteme allein dazu führen, dass die Erderwärmung über 1,5 °C übersteigt.

Der Bericht stützt sich auf Analysen von dreizehn unabhängigen Modellierungsgruppen, die untersucht haben, wie eine Transformation der Ernährungssysteme den Druck auf die planetaren Grenzen verringern und zugleich die menschliche Gesundheit verbessern könnte. Die Studie zeigt außerdem, dass in heutigen Ernährungsweisen meist Obst, Gemüse, Nüsse, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte fehlen, während Fleisch, Milchprodukte, Fette, Zucker und stark verarbeitete Lebensmittel im Übermaß verzehrt werden.

Die EAT-Lancet-Kommission betont, dass eine Transformation gebündelte politische Maßnahmen erfordert, etwa Subventionen für Obst und Gemüse in Kombination mit Abgaben auf ungesunde Lebensmittel. Außerdem seien stärkere soziale Sicherungssysteme nötig, um einen gerechten Wandel zu ermöglichen.

Artikel:

Rockström, J. et al. (2025): The EAT–Lancet Commission on healthy, sustainable, and just food systems. The Lancet. [DOI: 10.1016/S0140-6736(25)01201-2]

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