„Uns                    hat erstaunt, in welchem Maß schwere Extremereignisse zugenommen         haben“, sagt Dim Coumou, Leitautor der Studie von einem         Wissenschaftlerteam des Potsdam-Instituts für         Klimafolgenforschung (PIK). „Durch die Kohlendioxid-Emissionen         aus der Verbrennung fossiler Energieträger erwärmen wir         natürlich die Atmosphäre, dennoch schien uns die Zunahme         verheerender Hitzewellen in Regionen wie Europa oder den USA         unverhältnismäßig“. Ein Grund dafür könnten Veränderungen in den         Zirkulationsmustern der Luftströme in der Atmosphäre sein. Die         Wissenschaftler haben große Sätze globaler Wetterdaten         untersucht und dabei einen faszinierenden Zusammenhang entdeckt.
 
 Rossby-Wellen: um den Globus wandernde Luftströme
 
 Ein großer Teil der globalen Luftbewegung in den mittleren         Breiten nimmt gewöhnlich die Form von Wellen an, die um den         Globus wandern – so genannte Rossby-Wellen. Schwingen die Wellen         nach Norden, saugen sie warme Luft aus den Tropen nach Europa,         Russland oder die USA; schwingen sie nach Süden geschieht das         gleiche mit kalter Luft aus der Arktis. Die Studie zeigt jedoch,         dass einige dieser Wellen bei extremem Wetter nahezu         feststeckten und sich stark aufgeschaukelt haben. Während einige         warme Tage hintereinander noch wenig Folgen haben, kann         wochenlange Hitze schwerwiegende Auswirkungen auf Menschen und         Ökosysteme haben. 
 
 „Dahinter steht ein subtiler Resonanzmechanismus, der Wellen in         den mittleren Breiten festhält und sie deutlich verstärkt“, sagt         Stefan Rahmstorf, Mitautor der in den Proceedings of the US           National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlichten                   Studie. Die neue Studie zeigt, dass sich in der Atmosphäre unter         bestimmten Resonanzbedingungen ungewöhnlich langsam wandernde         Wellen von großer Stärke bilden, die dann zu Extremwetter am         Boden führen. Ein wichtiges Ergebnis der Studie ist, dass solche         Resonanzereignisse häufiger geworden sind: Seit dem Jahr 2000         sind sie fast doppelt so oft aufgetreten wie zuvor. „Bislang gab         es keine klaren Belege für tatsächliche Veränderungen der         planetarischen Wellen. Da wir wussten, nach welchen Mustern wir         suchen müssen, konnten wir jetzt starke Belege für eine Zunahme         dieser Resonanzereignisse finden.“
 
 Die Arktis erwärmt sich etwa doppelt so schnell wie der           Rest des Planeten
 
 Der Grund für die Zunahme könnte mit Prozessen in der Arktis         zusammenhängen, wie Theorie und Beobachtungsdaten gleichermaßen         nahe legen. Seit dem Jahr 2000 hat sich die Arktis etwa doppelt         so schnell erwärmt wie der Rest des Planeten. Einer der Gründe         dafür ist das Schrumpfen der hellen Meereisflächen – so wird         weniger Sonnenlicht zurück ins All reflektiert, denn der offene         Ozean ist dunkler und erwärmt sich stärker. „Das Schmelzen von         Eis und Schnee lässt sich auf unseren Lebensstil und den Ausstoß         beispielloser Mengen von Treibhausgasen durch fossile         Brennstoffe zurückführen“, sagt Hans Joachim Schellnhuber,         Mitautor der Studie und Direktor des PIK. Mit den steigenden         Temperaturen in der Arktis sinkt die Temperaturdifferenz zu         anderen Regionen. Doch eben diese Temperaturdifferenz ist der         Haupttreiber für die Luftströmungen in der Atmosphäre, die unser         Wetter bestimmen. 
 
 „Das Thema der planetarischen Wellen illustriert, wie         empfindlich die Komponenten des Erdsystems miteinander verbunden         sind“, so Schellnhuber: „Und es zeigt auf, wie unverhältnismäßig         das System auf unsere Störungen reagieren könnte.“

Figure caption:
The number of planetary wave resonance events is shown as grey bars for each 4-year interval. While there used to be one or two events in a 4-year period, 2004-2007 saw three such events and 2008-2011 even five events. For comparison the red curve shows the change in Arctic temperature relative to that in the remainder of the Northern Hemisphere. Since 2000, the Arctic has warmed much faster than other latitudes.Graph: PIK
Artikel: Coumou,         D., Petoukhov, V., Rahmstorf, S., Petri, S., Schellnhuber, H.J.         (2014): Quasi-resonant circulation regimes and hemispheric         synchronization of extreme weather in boreal summer. Proceedings                     of the US National Academy of Sciences (PNAS) [DOI:         10.1073/pnas.1412797111]
 
 Weblink zum Artikel: www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.1412797111 
 
 
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