Fünf Jahre nach dem Pariser Abkommen: Es klafft eine Lücke zwischen Versprechen und Umsetzung

29.04.2020 - Um die Hauptziele des Pariser Abkommens zu erreichen, ist eine deutliche Reduzierung der globalen Treibhausgasemissionen erforderlich, idealerweise um etwa 40-50% bis 2030. Die aktuelle Umsetzung der Klimaschutzmaßnahmen seitens der Nationalstaaten ist jedoch nach wie vor unzureichend und würde die Emissionen bis 2030 nur um etwa 5,5% reduzieren. Die vorliegende Studie, koordiniert von der PBL Netherlands Environmental Assessment Agency und der Universität Utrecht in Zusammenarbeit mit dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, wurde in Nature Communications veröffentlicht. Die Ergebnisse fließen auch in die globalen Bewertung des Pariser Abkommens ein, die über die nächsten drei Jahre hinweg stattfinden wird.
Fünf Jahre nach dem Pariser Abkommen: Es klafft eine Lücke zwischen Versprechen und Umsetzung

Auch wenn die UN-Klimakonferenz COP26 auf nächstes Jahr verschoben ist, rückt die Frist der Paris-Ziele immer näher. Aus wissenschaftlicher Sicht müssten die weltweiten Emissionen um 40%-50% reduziert werden, um das globale Ziel des Klimaabkommens kostenoptimal erreichen zu können. In ihren zugesagten nationalen Beiträgen (nationally determined contributions, NDCs) sind alle Staaten aufgefordert darzulegen, wie sie die Ziele erreichen werden. Die Länder sind aufgefordert, ihre zugesagten NDCs vor der nächsten COP im Jahr 2021 zu aktualisieren.

Das internationale Forschungsteam hat jetzt die wichtigsten Klimaschutzpolitiken in sieben G20-Ländern und -Regionen analysiert, mit Fokus auf Brasilien, China, der Europäischen Union, Indien, Japan, der russischen Förderation und den Vereinigten Staaten. In ihrer Studie stellen sie fest, dass in allen Ländern eine große Lücke klafft zwischen den tatsächlichen Effekten der umgesetzten Klimamaßnahmen und den vom Pariser Abkommen geforderten Reduktionen.

Unter Einbezug mehrerer Computersimulationen kommen die Forschenden zu dem Ergebnis, dass die aktuell laufenden Klimaschutzmaßnahmen der untersuchten G20 Staaten bzw. Regionen die Treibhausgasemissionen bis 2030 nur um 2,5 bis 5 Gigatonnen CO2-Äquivalent reduzieren würden. Das entspricht einer Reduktion von 5,5% im Vergleich zu einer Situation, in der gar keine Klimamaßnahmen und -ziele umgesetzt würden.

Aber nicht nur die tatsächlichen Emissionsminderungen bleiben deutlich hinter den Zielen zurück. Auch die zugesagten Beiträge (NDCs) der sieben untersuchten großen Länder und Regionen werden nicht ausreichen: Sogar wenn diese vollständig umgesetzt würden, brächte das eine zusätzliche Reduktion von nur etwa 5 bis 10 Gigatonnen CO2-Äquivalent, was einer Emissionsreduktion von etwa 17% bis 2030 entspricht, verglichen mit einem Szenario ohne Emissionsreduktionen.

Obwohl die Studie damit einerseits zeigt, dass politische Maßnahmen tatsächlich umgesetzt werden, zeigt sie auch eine erhebliche Lücke zwischen dem Pariser Ziel und den zugesagten Anstrengungen der Länder sowie eine noch größere Lücke hinsichtlich der tatsächlich umgesetzten Maßnahmen auf. Doch jede Verzögerung bei der Umsetzung wird entweder zu steigenden Zusatzkosten oder sogar zum Scheitern des Pariser Ziels führen.

Artikel: Mark Roelfsema, Heleen L. van Soest, Mathijs Harmsen, Detlef P. van Vuuren, Christoph Bertram, Michel den Elzen, Niklas Höhne, Gabriela Iacobuta, Volker Krey, Elmar Kriegler, Gunnar Luderer, Keywan Riahi, Falko Ueckerdt, Jacques Despres, Laurent Drouet, Johannes Emmerling , Stefan Frank, Oliver Fricko, Matthew Gidden, Florian Humpenöder, Daniel Huppmann, Shinichiro Fujimori, Kostas Fragkiadakis, Keii Gi, Kimon Keramidas, Alexandre C. Köberle, Lara Aleluia Reis , Pedro Rochedo, Roberto Schaeffer, Ken Oshiro, Zoi Vrontisi, Wenying Chen, Gokul C. Iyer, Jae Edmonds, Maria Kannavou, Jiang Kejun, Ritu Mathur, George Safonov, Saritha Sudharmma Vishwanathan. Taking stock of national climate policies to evaluate implementation of the Paris Agreement. Nat Commun 11, 2096 (2020).

Weblink zum Artikel: https://doi.org/10.1038/s41467-020-15414-6

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