“Die große urbane Transformation”: Nobelpreisträger rufen Städte auf, die Herausforderung Nachhaltigkeit anzupacken

04/25/2015 - Städte weltweit müssen sich selbst neu erfinden, wenn sie ein sicheres Zuhause für kommende Generationen sein wollen. Nobelpreisträger rufen die Städte auf, die doppelte Herausforderung von Bevölkerungswachstum und Klimawandel anzupacken und die Gelegenheit zu nutzen, um den Übergang zur Nachhaltigkeit anzuführen. National und international abgestimmte Ziele zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen müssen die lokalen Maßnahmen steuern und unterstützen. In Hong Kong haben die hochrangigen Wissenschaftler diese Woche ein entsprechendes Memorandum unterschrieben, am Ende des dreitägigen Nobelpreisträger-Symposiums zur globalen Nachhaltigkeit, das zum ersten Mal in Asien stattfand. Das Symposium wurde gemeinsam vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und dem Asia Society Hong Kong Center veranstaltet.
“Die große urbane Transformation”: Nobelpreisträger rufen Städte auf, die Herausforderung Nachhaltigkeit anzupacken

“Wir fordern alle Stadtregierungen, alle Innovatoren und die Privatwirtschaft auf, zusammen zu arbeiten, um die nötigen Ressourcen freizusetzen und auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhende lokalen Maßnahmen zu ermöglichen, damit weiterer vom Menschen verursachter Klimawandel begrenzt wird“, heißt es in dem Memorandum. Unter dem Titel „Die große urbane Transformation“ erklärt es: “Wir fordern von den Nationen, nationale Ziele in Übereinstimmung mit dem international vereinbarten Zwei-Grad-Ziel zu setzen und zu erreichen. Wir fordern von den nationalen politischen Führungspersönlichkeiten und Entscheidungsträgern, diesem Aufruf nachzukommen – ein Aufruf nicht nur von führenden Wissenschaftlern und Ökonomen, sondern auch von ihren eigenen Städten und Bürgern -, damit auf dem UN-Klimagipfel in Paris zusammen mit Bürgermeistern, Wirtschaftsführern und der Zivilgesellschaft ein starkes, gerechtes und wissenschaftlich basiertes Abkommen erzielt wird.

Das Symposium in Hong Kong hatte die Herausforderungen für Städte im Zeitalter des Klimawandels zum Schwerpunkt – mit dem Titel “4C: Changing Climate, Changing Cities”, auch weil die Erderwärmung bereits bis zum Ende des Jahrhunderts 4° Celsius erreichen wird, wenn wir nichts dagegen tun. Die Geschwindigkeit dieses Anstiegs wäre beispiellos in der Geschichte der menschlichen Zivilisation.

"Ich habe nicht das Recht, pessimistisch zu sein. Keiner von uns hat dieses Recht."

“Wenn wir jetzt nicht mutig handeln und unsere Treibhausgase reduzieren, werden uns die Folgen der globalen Erwärmung hart treffen”, sagt Nobelpreisträger Yuan T. Lee (Chemie, 1986) aus Taiwan, ehemaliger Präsident des International Council for Science in Paris. „Städte sind ganz besonders anfällig für Klimarisiken wie beispiellose Hitzewellen oder Überflutungen. Länder wenden enorme Summen auf, um sich gegen andere Länder zu verteidigen. Dabei vergessen Sie, dass der Klimawandel unser größter - und gemeinsamer - Feind ist. Städte scheinen das besser zu begreifen, und sie sind als größte Verursacher von CO2-Emissionen entscheidend für die Bekämpfung des Klimawandels. Viele von ihnen sind hier bereits heute Vorreiter“.

„Ich bin optimistisch, weil ich kein Recht habe, pessimistisch zu sein. Keiner von uns hat dieses Recht“, so Lee. „Meine kleine Enkeltochter hat mich einmal gefragt: Konntest du in deinem Leben als Wissenschaftler etwas bewirken? Wenn wir zusammen hart an der Veränderung arbeiten, werde ich vielleicht eines Tages in der Lage sein zu sagen, dass wir es versucht haben – und es uns gelungen ist.“

„Einige der klügsten Köpfe unseres Planeten, eine Reihe von Nobelpreisträgern, hat sich intensiv mit dem beschäftigt, was sie für eine der größten Herausforderungen unserer Zeit halten: Klimawandel”, sagt Penny Sackett von der Australian National University, Australiens ehemalige Chefwissenschaftlerin, die das Memorandums-Team geleitet hat. „Sie haben eine einfache Botschaft: Die Zukunft der Menschheit steht auf dem Spiel. Wir sind an einem Scheidepunkt angelangt“.

Die Städte von morgen entstehen schon heute - sie bestimmen die Emissionen der Zukunft

Die Städte der Zukunft entstehen bereits heute, und legen auch den Pfad der Treibhausgas-Emissionen  bereits für Jahrzehnte fest. Entscheidend sind deshalb intelligente Infrastrukturen. Dies gilt insbesondere für Asien, wo neun der zehn größten urbanen Regionen der Welt zu finden sind, wie Tokio oder Schanghai.

“Die Städte der Welt sind 100.000 Laboratorien, in denen die Moderne neu erfunden werden kann - und damit der Übergang zur Nachhaltigkeit erprobt und umgesetzt werden kann“, sagt Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und Initiator der Symposiumserie. „Der menschliche Fortschritt der Zukunft wird auf erneuerbaren Energien aufbauen, auf Kreislaufwirtschaft, auf nie dagewesener Effizienz. Städte waren immer der Ursprung von Innovation, sie werden als Vorreiter auf dem Weg zu einer globalen Dekarbonisierung vorangehen. Gleichzeitig sind die urbanen Herausforderungen sehr unterschiedlicher Art: während gereifte und wohlhabende Siedlungen schnell klimafreundlich werden können, leben Milliarden von Menschen in informellen Siedlungen, die zunächst einmal so ausgestattet werden müssen, dass sie grundlegende Lebensbedürfnisse erfüllen. Aber auch dies kann in einer Form umgesetzt werden, die die lokale, regionale und globale Umwelt nicht schädigt.“

Hong Kong könnte ein Laboratorium des Wandels sein

Zu den Teilnehmern des Hong Kong-Symposiums zählen die Nobelpreisträger Brian Schmidt (Physik, 2011, aus Australien), James Mirrlees (Wirtschaft, 1996, aus UK), Rioyi Noyori (Chemie, 2001, aus Japan), William E. Moerner (Chemie, 2014, USA), Mario Molina (Chemie, 1995, Mexiko) Ada Yonath (Chemie, 2009, Israel), Peter Doherty (Medizin, 1996), George F. Smoot (Physik, 2006, USA), und Yuan T. Lee (Chemie, 1986). Zahlreiche Experten nahmen an der Debatte teil, etwa Jiang Kejun, Direktor des Energy Research Institute der National Development and Reform Commission of China, Christine Loh, Under Secretary for the Environment of The Government of the Hong Kong Special Administration Region, Aromar Revi, Direktor des Indian Institute for Human Settlements, und Johan Rockström vom Stockholm Resilience Centre.

“Ich glaube dass wir eine starke Botschaft aus Hong Kong in die Welt senden: grüne Stadtentwicklung ist nötig, und sie ist möglich”, sagt Ronnie C. Chan, Vorsitzender des Asia Society Hong Kong Center und einer der Gastgeber des Symposiums. “Wir sind dankbar dafür, dass die Nobelpreisträger und die herausragenden Experten zu uns gekommen sind, um dieses entscheidende Thema zu diskutieren. Vor dem Hintergrund der ungeheuren Bedeutung von Megastädten für den globalen Ausstoß von Treibhausgasen – besonders im schnell wachsenden Asien - könnte Hong Kong ein Laboratorium des Wandels sein.“


Weblink zu Symposium und Memorandum www.nobelcause.org
Weblink zu Videos vom Symposium: http://original.livestream.com/asiasocietyhk/folder?dirId=7c7e8ebb-1061-4389-82a6-f4e6bee37e1f


Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte:

External Affairs, Asia Society Hong Kong Center
Tara Duffy
Phone: +85221039578
Email: mediahk@asiasociety.org

Communications, Potsdam Institute for Climate Impact Research
Jonas Viering
Phone: +491793998862
Email: press@pik-potsdam.de



Über die Organisatoren:

Die Asia Society wurde 1956 von John D. Rockefeller III in New York gegründet, sie ist eine gemeinnützige und keiner Regierung nahestehende Bildungsorganisation. Ihr Ziel ist, das gegenseitige Verständnis und ein partnerschaftliches Verhältnis zwischen Völkern, Führungskräften, und Institutionen in Asien und den USA im globalen Kontext zu fördern. Auf den Gebieten der Künste, der Wirtschaft, der Kultur, der Bildung und der Politik bietet die Asia Society Erkenntnisse, entwickelt Ideen, und unterstützt die Zusammenarbeit beim Umgang mit den Herausforderungen unserer Zeit – für eine gemeinsame Zukunft.

Als eines der elf Zentren der Asia Society wurde das Asia Society Hong Kong Center 1990 gegründet, unter der Führung von Sir Q.W. Lee, dem Ehrenvorsitzenden der Hang Seng Bank. 2012 hat das Zentrum seinen ständigen Sitz im Hong Konger Viertel Admiralty eingerichtet. Dabei hat es historische ehemalige britische Militärgebäude restauriert und modern umgebaut, um der Öffentlichkeit einen hochklassigen Rahmen für ein breites Spektrum an Lesungen, Aufführungen, Filmschauen und Ausstellungen bieten zu können.

Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), 1992 gegründet, ist eine der auf seinem Gebiet weltweit führenden Forschungseinrichtungen. Mehr als 300 Mitarbeitern sowohl aus den Natur- als auch den Sozialwissenschaften arbeiten hier zusammen, um über Fächergrenzen hinweg Erkenntnisse zu gewinnen, und um der Gesellschaft verlässliche Grundlagen für Entscheidungen bieten zu können. Wichtigste Methoden sind hierbei die Analyse von Systemen und Szenarien, Computersimulationen und Datenintegration. Die Forschungsergebnisse werden in begutachteten international renommierten Wissenschafts-Zeitschriften veröffentlicht. Die Grundfinanzierung des Instituts kommt von der deutschen Bundesregierung und vom Land Brandenburg. PIK-Direktor Hans Joachim Schellnhuber hat die Nobelpreisträger-Symposien ins Leben gerufen und von Potsdam nach London und Stockholm gebracht – und nun nach Hong Kong.


Die Unterstützer und Sponsoren

(Hauptsponsoren:)

JP Morgan Chase & Co. ist ein führender globaler Finanzdienstleister. Das Unternehmen ist führend im Investmentbanking, Finanzdienstleistungen für Verbraucher und kleine Unternehmen, Asset Management und Private Equity. JP Morgan Chase & Co. dient unter seinen Marken J.P. Morgand und Chase Millionen von Verbrauchern in den Vereinigten Staaten und vielen der weltweit prominentesten Unternehmenskunden, institutionellen Kunden und Regierungskunden.

Robert Bosch Stiftung. Gegründet 1964, ist die Robert Bosch Stiftung GmbH eine der größten unternehmensverbundenen Stiftungen in Deutschland. Sie repräsentiert die philanthropen und sozialen Bemühungen von Robert Bosch (1861-1942) und führt sein Vermächtnis zeigemäß fort. Die Robert Bosch Stiftung arbeitet vorrangig in den Bereichen internationale Beziehungen, Gesundheit und Bildung, und den Zielen der modernen Wissenschaft.

The Hong Kong Jockey Club. Gegründet 1884, ist der Hong Kong Jockey Club ein Weltklasse-Ausrichter von Pferderennen und Hong Kongs größte wohltätige Organisation, er arbeitet als Non-Profit-Organisation. Im Dienste weltweiter Exzellenz, und um der Gesellschaft etwas zurück zu gegen, folgt der Club mit den Menschen von Hong Kong dem Motto „Zusammen für eine bessere Zukunft“.

(Weitere Sponsoren:)

CLP Group: CLP Holdings Limited, a company listed on the Hong Kong Stock Exchange, is the holding company for the CLP Group, one of the largest investor-owned power businesses in Asia Pacific. Through CLP Power Hong Kong Limited, it operates a vertically-integrated electricity supply business providing a highly-reliable supply of electricity to 80% of Hong Kong’s population.

Climate-KIC ist eine Initiative der Europäischen Union für Klima-Innovationen. Als Europas größte öffentlich-private Partnerschaft will das Climate-KIC Innovationen zur Minderung des Klimawandels oder zur Anpassung an den Klimawandel anregen und unterstützten. Das Climate-KIC besteht aus Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und dem öffentlichem Sektor. Es hat seinen Hauptsitz in London und unterstützt mit seinen in ganz Europa verteilten Zentren Startup-Unternehmen, bringt die an Innovationsprojekten beteiligten Partnern näher zusammen und bildet Studenten aus, um so gemeinsames Wissen und Ideen auf kreative Weise in Produkten und Services zu berücksichtigen, die zur Bewältigung und Anpassung an den Klimawandel beitragen. http://www.climate-kic.org

Giti Group is a diversified group active in manufacturing, real estate and consumer lifestyle in Asia-Pacific. It founded the largest auto tire operations in China and South-East Asia.

Stiftung Mercator ist eine private Stiftung, die Wissenschaft, Bildung und Internationale Verständigung fördert. Sie initiiert, entwickelt und finanziert gezielt Projekte und Partnergesellschaften in den Themenbereichen, für die sie sich engagiert: Sie will Europa stärken, Integration durch gleiche Bildungschancen für alle verbessern, die Energiewende als Motor für globalen Klimaschutz vorantreiben und kulturelle Bildung in Schulen verankern. Sie Stiftung Mercator setzt sich dafür ein, die anthropogenen Emission von im Kyoto-Protokoll eingeschlossenen Treibhausgasen in Deutschland um 40 Prozent bis 2020 und um mindestens 80 Prozent bis 2050 im Vergleich zu 1990 zu senken.

Die VolkswagenStiftung fördert Wissenschaft und Technik in Forschung und Lehre. Sie ermöglicht Forschungsvorhaben in zukunftsträchtigen Gebieten und hilft wissenschaftlichen Institutionen bei der Verbesserung der strukturellen Voraussetzungen für ihre Arbeit. Besondere Aufmerksamkeit widmet sie dem wissenschaftlichen Nachwuchs sowie der Zusammenarbeit von Forscherinnen und Forschern auch jenseits wissenschaftlicher, kultureller und staatlicher Grenzen.