Rio+20: „Der Deckmantel ganzheitlichen Denkens“

21.06.2012 - Zum globalen Umweltgipfel Rio+20 wurden Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung von zahlreichen Medien befragt.
Rio+20: „Der Deckmantel ganzheitlichen Denkens“

„Weil die sehr konkreten Probleme so schwer zu lösen sind, verstecken sich nun viele unter dem ebenso weiten wie fadenscheinigen Deckmantel des ganzheitlichen Denkens“, erklärte Institutsdirektor Hans Joachim Schellnhuber in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Dies sei die vielleicht größte Gefahr bei diesem Gipfel. „Es hört sich ja toll an: holistische, systemische, integrierte Ansätze. Aber in der Praxis kann daraus Defokussierung werden – man hat am Ende alles im Blick, aber nichts mehr scharf.“ Auf einer Doppelseite im Berliner Tagesspiegel widersprach Schellnhuber der These, Demokratien seien zu kurzatmig, um langfristige Umweltprobleme anzupacken. Nicht weniger, sondern mehr Demokratie sei nötig – grenzüberschreitend.

Ein wichtiges Thema in Rio ist die Green Economy. Diese könne aber „leicht eine Illusion erzeugen“, sagte PIK-Chefökonom Ottmar Edenhofer im Deutschlandradio. Effizienzgewinne durch neue Technologien würden mittelfristig durch Wirtschaftswachstum wieder aufgefressen, so dass am Ende mehr statt weniger Treibhausgase ausgestoßen würden. „Die Green Economy braucht einen ordnungspolitischen Rahmen, oder wenn Sie so wollen eine internationale Vereinbarung, dass eben der Deponieraum der Atmosphäre begrenzt ist.“ Dann bekämen CO2-Emissionen einen Preis, was Anreize für Investitionen setze. „Man kann Wirtschaftswachstum mit Klimapolitik vereinbaren, nur muss man es eben von der richtigen Seite her anpacken.“

Bei einem Hintergrundgespräch des Deutschen Klimakonsortiums zu Rio+20 sprach Alexander Popp, Leiter der PIK-Forschungsgruppe zur Landnutzung, über Bioenergie. „Ökonomische Szenarien zeigen, dass der Einsatz von Energie aus Biomasse für das Erreichen ambitionierter Klimaschutzziele von großer Bedeutung ist“, sagte er unter anderem Inforadio Berlin. „Wird aber der Anbau von Pflanzen zur Energiegewinnung weltweit drastisch ausgeweitet, kann dies zu großflächiger Entwaldung, zusätzlichen Treibhausgas-Emissionen und ansteigenden Nahrungsmittelpreisen führen.“ Wolle man dies vermeiden, müsse  jetzt in technologischen Fortschritt in der Landwirtschaft investiert werden.

Mit den Kindernachrichten von dpa sprach Stefan Rahmstorf, Leiter des Forschungsbereichs Erdsystemanalyse und Autor des Kinderbuchs „Wolken, Wind und Wetter“ anlässlich von Rio über die globale Erwärmung.