Führende deutsche Arktisforscher: „Rekordschmelze als Warnsignal“

19.09.2012 - Die Rekordschmelze des arktischen Meereises in diesem Sommer ist ein Warnsignal, erklärten in einer gemeinsamen Pressekonferenz heute in Hamburg einige von Deutschlands führenden Eisforschern. Nie zuvor seit Beginn der Satellitenmessungen – und sehr wahrscheinlich auch nie zuvor in den letzten 1500 Jahren oder mehr – ist die Meereisdecke auf eine so kleine Fläche geschrumpft. „Der vor einigen Wochen gemessene Schmelzrekord ist damit nochmals deutlich überschritten worden und lag 2012 etwa 23 Prozent unter dem bisherigen Rekordtief fünf Jahre zuvor“, sagte Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.
Führende deutsche Arktisforscher: „Rekordschmelze als  Warnsignal“

Wenn die weiße Meereisdecke schrumpft, wird weniger Sonnenenergie in den Weltraum zurück reflektiert. Das wiederum beschleunigt die Erderwärmung und damit den dominanten Faktor für die historische Schmelze. „Dieser Teufelskreis hat sowohl Folgen für den ganzen Planeten als auch regional und kann beispielsweise zum möglichen Schmelzen der Eisdecke Grönlands beitragen", sagte Levermann, der Leitautor des Kapitels zum Meeresspiegel im nächsten Bericht des Weltklimarats IPCC ist. "Im Grönland-Eis ist eine Wassermenge gespeichert, die das Potential bietet für einen langfristigen Anstieg des Meeresspiegels von mehreren Metern.“

Peter Lemke vom Alfred Wegener Institut für Polar- und Meeresforschung betonte die Bedeutung des arktischen Meereises für Europa. Durch die Schmelze können unter Umständen globale Zirkulationsmuster im Ozean oder in der Atmosphäre gestört werden. Lars Kaleschke von der Universität Hamburg wies darauf hin, dass nicht nur die Eisoberfläche zurückgeht, sondern auch die Eisdicke. Insgesamt hat sich das Eisvolumen um den Nordpol um etwa drei Viertel verringert. Dirk Notz vom Max-Planck-Institut für Meteorologie sagte, bis Mitte des Jahrhunderts könne das arktische Sommereis bereits nahezu vollständig verschwunden sein.

 

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