Johan Rockström, Erdsystemwissenschaftler und Direktor des PIK:
„Zehn Jahre nach Paris wurde die COP30 als Gipfel der ,Wahrheit und Umsetzung‘ ausgerufen. Wissenschaftlich gesehen wäre das genau richtig gewesen. Doch die in Belém versammelten Staats- und Regierungschefs sind dieser Aufgabe nicht gerecht geworden. Die ,Wahrheit‘ ist: Unsere einzige Chance, 1,5 °C in Reichweite zu halten, besteht darin, die globale Emissionskurve 2026 zu brechen und die Emissionen anschließend jedes Jahr um mindestens 5 Prozent zu senken. ,Umsetzung‘ hätte konkrete Fahrpläne für den beschleunigten Ausstieg aus fossilen Energien und für den Schutz der Natur erfordert. Beides blieb aus, und das trotz einer engagierten, wissenschaftsorientierten und umsichtig agierenden brasilianischen Präsidentschaft. Falsche Hoffnung ist das Letzte, was die Welt in dieser Phase hoher Risiken braucht. In nur fünf bis zehn Jahren werden wir voraussichtlich die 1,5°C-Grenze überschreiten mit gravierenden Folgen für Milliarden Menschen, die unter zunehmenden Wetterextremen leiden, und mit Blick auf mögliche Kipppunkte, etwa im Amazonas oder in den tropischen Korallenriffen. Leider setzt die COP30 die Entwicklung der vergangenen Jahre fort und nährt erneut falsche Hoffnungen. Was wir brauchen, ist echte Umsetzung: ein glaubwürdiger Plan mit wirksamen Politiken und Regulierungen, beginnend mit einem beschleunigten, geordneten und gerechten Ausstieg aus fossilen Energien. Das wäre echte Hoffnung.“
Ottmar Edenhofer, Klimaökonom und PIK-Direktor:
„Die COP30 ist nicht von wegweisenden Beschlüssen geprägt. Die Staaten versprechen zu wenig und selbst diese Zusagen werden nicht eingelöst. Die klaren Botschaften des Weltklimarats (IPCC) dringen offensichtlich nicht ausreichend durch. Und erneut wurde das auf der COP28 vereinbarte Ziel, den Ausstieg aus den fossilen Energien einzuleiten, im Verhandlungstext nicht weiterentwickelt. Dennoch hat die COP30 das Potenzial, sich stärker zu einer Plattform für neue klimapolitische Initiativen zu entwickeln. In Belém wurde etwa diskutiert, wie der Luft- und Seeverkehr besteuert werden könnte. Die Debatte über Klimazölle war kontrovers, hat aber die Verbindung zwischen Klima- und Handelspolitik deutlich gemacht. Eine große Initiative zur Finanzierung des globalen Regenwaldschutzes wurde gestartet, und minilaterale Ansätze, etwa zwischen China und der EU zur Finanzierung von Emissionsminderungen, rücken als Zukunftsoption in den Blick. Auch wenn viele dieser Ansätze noch mit Problemen behaftet sind, bleibt es wichtig, dass die COP ein Ort bleibt, an dem neue Klimaschutzinitiativen angestoßen und weiterentwickelt werden.“
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