Zahl der hitzebedingten Todesfälle nimmt wegen Klimawandel zu: jährlich 546 000 in der letzten Dekade

29.10.2025 – Die anhaltende Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und die begrenzten Fortschritte bei der Klimaanpassung beeinträchtigen weltweit Gesundheit und Lebensgrundlagen der Menschen und tragen zu einem Anstieg der hitzebedingten Todesfälle bei. Das ist das Fazit des 9. jährlichen Indikatorberichts „Lancet Countdown on Health and Climate Change“. Fachleute des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) waren federführend bei der KI-gestützten Zusammenfassung der wissenschaftlichen Literatur zu Klima und Gesundheit. Der vom Wellcome Trust finanzierte Bericht wurde geleitet vom University College London, beteiligt waren 128 führenden Forschende aus 71 Institutionen weltweit.
Zahl der hitzebedingten Todesfälle nimmt wegen Klimawandel zu: jährlich 546 000 in der letzten Dekade
Der Lancet Countdown on Health and Climate Change zeigt, dass 2024 das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen war, was weltweit zu massiven gesundheitlichen, wirtschaftlichen und sozialen Schäden führte. Foto: Unsplash/Richard Vanlerberghe

Das Jahr 2024 war das heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen, mit drastischen Folgen für die Gesundheit, das Leben und den Wohlstand weltweit, heißt es in dem Bericht. Im Durchschnitt rund um den Globus war die Menschheit der Rekordzahl von 16 zusätzlichen gesundheitsgefährdenden Hitzetagen ausgesetzt, ein Anstieg von 389 Prozent gegenüber dem Jahresdurchschnitt 1986 bis 2005. Die vulnerabelsten Altersgruppen (unter 1 Jahr und über 65 Jahre) erlebten ein All-Time-High von 20 Hitzewellen-Tagen.

Parallel dazu zeigt ein neuer Indikator im diesjährigen Bericht, dass die hitzebedingte Sterblichkeit pro 100.000 Einwohner seit den 1990er Jahren um 23 Prozent gestiegen ist. Zwischen 2012 und 2021 gab es jahresdurchschnittlich 546.000 hitzebedingte Todesfälle.

Insgesamt hebt der Bericht hervor, dass der Klimawandel zunehmend Lebensgrundlagen zerstört, die Wirtschaft belastet und die Gesundheitsbudgets strapaziert. Die Hitzeeinwirkung führte 2024 zu einem Rekordverlust von 639 Milliarden potenziellen Arbeitsstunden und einem Einkommensverlust von 1,09 Billionen Dollar – fast 1 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung.

Die heißeren und trockeneren Bedingungen haben auch die Voraussetzungen für Waldbrände verschärft. Die Feinstaubbelastung (PM 2,5) durch Waldbrandrauch führte 2024 zu einer Rekordzahl von 154.000 Todesfällen, 36 Prozent mehr als im Jahresdurchschnitt 2003 bis 2012. Und im Jahr 2023 ließen Dürren und Hitzewellen 123 Millionen mehr Menschen unter moderater bis schwerer Ernährungsunsicherheit leiden, verglichen mit dem Jahresdurchschnitt zwischen 1981 und 2010.

Klimaschutz bringt gesundheitliche und wirtschaftliche Vorteile 

Forschende des PIK verwendeten einen auf maschinellem Lernen basierenden Ansatz, um begutachtete wissenschaftliche Artikel zu Gesundheit und Klimawandel zu analysieren. Die wissenschaftliche Literatur wuchs in diesem Segment rasant, mit insgesamt 56.996 veröffentlichten Artikeln. Die überwiegende Mehrheit der Forschungsarbeiten wird von Autoren aus Ländern mit sehr hohem oder hohem Human Development Index (HDI) durchgeführt (73 Prozent der Veröffentlichungen). Auch der Fokus liegt auf diesen Ländern (88 Prozent der Veröffentlichungen mit Standortangabe).

Dem Bericht zufolge bringt Klimaschutz gesundheitliche und wirtschaftliche Vorteile mit sich. Durch die zunehmende Abkehr von Kohle, insbesondere in wohlhabenden Ländern, konnten zwischen 2010 und 2022 schätzungsweise 160.000 vorzeitige Todesfälle pro Jahr verhindert werden, die auf die Feinstaubbelastung (PM 2,5) durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe zurückzuführen sind.

 

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