Schwache neue Klimaziele für 2035 verändern Temperaturprognosen kaum

04.11.2026 – Die zukünftige globale Erwärmung infolge der von Regierungen zugesagten Klimaschutzmaßnahmen wurde laut dem neuen Emissions Gap Report der Vereinten Nationen leicht nach unten korrigiert: von 2,6–2,8 °C im letzten Jahr auf nun 2,3–2,5 °C. Weniger als ein Drittel der Länder hat neue Klimaziele für 2035 (NDCs) wie versprochen vorgelegt. Die Wirkung der bisher beschlossenen Klimaziele bleibt gering, sodass die Welt weiterhin auf einen Anstieg der Klimarisiken und -schäden zusteuert. William Lamb, Wissenschaftler am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), leitete das Kapitel über Emissionstrends im Bericht.
Schwache neue Klimaziele für 2035 verändern Temperaturprognosen kaum
Die globalen Treibhausgasemissionen stiegen 2024 weiter an und erreichten mit 57,7 Gigatonnen CO₂-Äquivalenten einen Rekordwert. Foto: AdobeStock

Zwar haben die NDCs die Emissionskurve leicht nach unten gedrückt, doch sind 0,1 °C der Verbesserung auf methodische Aktualisierungen zurückzuführen. Der bevorstehende Austritt der USA aus dem Pariser Abkommen dürfte diesen Effekt jedoch wieder zunichtemachen, da er mit einem Anstieg um 0,1 °C einhergeht. Die vollständige Umsetzung aller NDCs würde die erwarteten globalen Emissionen bis 2035 um etwa 15 Prozent gegenüber dem Niveau von 2019 senken – allerdings werden sich diese Zahlen durch den Austritt der USA ändern. Diese Reduktionen liegen weit unter den 35 Prozent bzw. 55 Prozent, die im Jahr 2035 erforderlich wären, um die 2°C- bzw. 1,5°C-Pfade einzuhalten.

Der vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen veröffentlichte Report bewertet auch die Wirkung der derzeitigen Klimaschutzmaßnahmen. Diese würden die globale Erwärmung auf etwa 2,8 °C begrenzen – gegenüber der früheren Schätzung von 3,1 °C im Jahr 2024.

Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass eine vorübergehende Überschreitung von 1,5 °C nun sehr wahrscheinlich ist. Um die Temperaturen anschließend wieder auf dieses Niveau zu senken, wären deutlich schnellere und zusätzliche Reduktionen von Treibhausgasen sowie ein verstärkter Einsatz von Technologien zur Entfernung von CO₂ erforderlich.

Eine Umsetzungslücke

Laut dem Emissions Gap Report hatten bis zum 30. September 2025 nur 60 Vertragsparteien des Pariser Abkommens, die für rund 63 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich sind, neue NDCs eingereicht oder angekündigt. Auch unabhängig von den noch fehlenden NDCs besteht eine enorme Umsetzungslücke, da viele Länder nicht auf dem Kurs sind, ihre für 2030 festgelegten Ziele zu erreichen, geschweige denn die neuen Ziele für 2035.

Um unter 2 °C globaler Erwärmung zu bleiben, müssten die Emissionen im Jahr 2030 gegenüber 2019 um 25 Prozent sinken, und um 40 Prozent, um unter 1,5 °C zu bleiben – und dafür blieben nur noch fünf Jahre Zeit.

Die globalen Treibhausgasemissionen stiegen 2024 weiter an und erreichten mit 57,7 Gigatonnen CO₂-Äquivalenten einen Rekordwert. Mehr als die Hälfte dieses Anstiegs war auf Emissionen aus Entwaldung und Waldschädigung zurückzuführen, die zum Teil durch extreme Wetterbedingungen verursacht wurden. Auch die Emissionen aus fossilen Brennstoffen, die etwa drei Viertel der Gesamtemissionen ausmachen, stiegen im Jahr 2024 um 1,4 Prozent erheblich an.

Der verstärkte Einsatz erneuerbarer Energien und klimapolitische Maßnahmen verhinderten im Jahr 2024 einen noch höheren Anstieg der Emissionen. Immer mehr Länder haben dadurch bereits ihren Emissionshöchststand erreicht und mit der Dekarbonisierung begonnen. So senkte die Europäische Union ihre Emissionen im Jahr 2024 um 2,1 Prozent. Das Wachstum in anderen Ländern (wie Indien: +3,6 %, Russland: +2,3 %, China: +0,56 %) überstieg jedoch auch 2024 weiterhin die Reduktionen.

Der Bericht analysiert auch ein Szenario mit „raschen Klimaschutzmaßnahmen ab 2025”, das darauf abzielt, die Überschreitung der 1,5 °C mit einer Wahrscheinlichkeit von 66 Prozent auf etwa 0,3 °C zu begrenzen, und bis 2100 wieder auf 1,5 °C zurückzukehren. In diesem Szenario müssten die Emissionen bis 2030 um 26 Prozent und bis 2035 um 46 Prozent gegenüber dem Niveau von 2019 sinken.

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