Neues Modell zur Risikobewertung vereint Klima- und Naturrisiken für Finanzsektor

20.11.2024 - Ein einheitliches Modell der Risikobewertung, das sowohl natur- als auch klimabezogene Risiken abbildet, bietet dem Finanzsektor eine präzisere Sicht auf die kombinierten wirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen von Klimawandel und Umweltzerstörung. Dies ist das Ergebnis eines neuen Berichts, der von NatureFinance, dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), der Europäischen Zentralbank (EZB) und der University of Minnesota veröffentlicht wurde. Die Forschenden entwickelten ein Modell, das die Zusammenhänge zwischen Klimawandel und der Zerstörung der Natur veranschaulicht. Sie betonen, wie wichtig es ist, beide Themen gemeinsam anzugehen.
Neues Modell zur Risikobewertung vereint Klima- und Naturrisiken für Finanzsektor
Der Bericht unterstreicht die Bedeutung von Biodiversität, bestäubenden Insekten und Bodengesundheit für den Finanzsektor. (Foto: Unsplash / N. Merlo)

Bisher konzentrierten sich Risikobewertungen für den Finanzsektor hauptsächlich auf Klimawandel-bedingte Risiken, die Folgen der Zerstörung der Natur wurden hingegen vernachlässigt. Im Rahmen des Projekts „Climate-Nature Risk Scenarios“ haben Forschende von NatureFinance, PIK, EZB und der University of Minnesota vier Szenarien entwickelt, die untersuchen, wie natur- und klimabezogene Risiken in einem Modell integriert werden können, um potenzielle Risiken, die sich aus der weiteren Verschlechterung beider Bereiche ergeben, zu mindern.

Die Ergebnisse des Pilotprojekts zeigen, dass Szenarien, in denen Ressourcen effizient genutzt und Umweltschäden minimiert werden, langfristig die beste agrarwirtschaftliche Stabilität und Nachhaltigkeit bieten. Im Gegensatz dazu könnten Szenarien, in denen man sich nur darauf konzentriert, die Klimarisiken zu mindern, zu einem erheblichen Verlust an biologischer Vielfalt und wirtschaftlicher Instabilität führen, insbesondere in der Landwirtschaft. Die Studie unterstreicht die Bedeutung der biologischen Vielfalt, der Bodengesundheit und der bestäubenden Insekten für den Finanzsektor und führt wirtschaftliche Risikoindikatoren ein, um zu zeigen, wie sich politische Zielsetzungen auf die Landnutzung und auf Faktoren wie Lebensmittelpreise auswirken.

Durch die Kombination von gesamtwirtschaftlichen und biophysikalischen Modellen integriert der neue Modellrahmen Klima- und Umweltpolitik in einen Risikomodellansatz. Er bietet dadurch wertvolle Erkenntnisse über die Risiken für Wirtschaft und Ökosysteme, die den Landwirtschafts- und Landnutzungssektor von 2020 bis 2050 weltweit betreffen. Die Forschenden untersuchen in ihrem Ansatz die Verschlechterung der Ökosystemleistungen und konzentrieren sich dabei auf drei Schlüsselindikatoren: den Rückgang der Bestäuber, die zunehmende Bodenerosion und den Zustand der biologischen Vielfalt.

Der Bericht unterstreicht die Notwendigkeit naturbezogener „Stresstests“ und regt an, mit künftige Forschungsarbeiten an die integrierte Risikomodellierung zu verbessern. Die EZB plant, den neuen Modellansatz bei künftigen Bewertungen zu verwenden. Am 28. November 2024 werden die Ergebnisse des Reports in einem Online-Webinar diskutiert.