Früher, höher, kleiner: Klimawandel verändert Gletschersee-Ausbrüche

16.02.2023 - Durch die globale Erwärmung ereignen sich Fluten aus eisgestauten Gletscherseen weltweit früher im Jahr und sie stammen aus höheren Lagen. Das zeigt eine neue Studie, auf Basis von Beobachtungsdaten seit 1900, unter Beteiligung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), die in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlicht wurde. Zugleich werden diese so genannten Ausbrüche aber auch kleiner.
Früher, höher, kleiner: Klimawandel verändert Gletschersee-Ausbrüche
Photo: Georg Veh

"Wenn Gletscher an ihren Rändern Wasser aus Niederschlägen und Gletscherschmelze aufstauen und dabei instabil werden und schließlich brechen, kann das aufgestaute Wasser in schlimmen Gletscherseeausbrüchen freigesetzt werden“, erklärt Lisa Luna vom PIK und Co-Autorin der Studie. „Diese Überschwemmungen haben wiederholt Todesopfer gefordert, Infrastruktur und Ackerland zerstört und in der Folge wichtige Verkehrswege für Monate blockiert, nicht zuletzt, weil es schwierig ist sie vorherzusagen.“

In ihrer Studie haben die Forschenden mehr als 1.500 weltweit seit dem Jahr 1900 aufgezeichnete Gletscherseeausbrüche hauptsächlich in den Anden und im nordwestlichen Nordamerika, einschließlich Alaska und British Columbia charakterisiert, anhand des Wasservolumens, des Spitzenabflusses, des Zeitpunkts und der Höhe des Quellsees. So waren sie in der Lage, die Entwicklung im Laufe der Zeit abzuschätzen.

"Die beschleunigte Gletscherschmelze der letzten Jahrzehnte hat dazu geführt, dass Gletschersee-Ausbrüche aus eis-gedämmten Seen an Volumen und Abfluss abnahmen. In den Hochgebirgen Asiens treten sie allerdings heute etwa elf Wochen früher auf als im Jahr 1900, in den europäischen Alpen zehn Wochen und im nordwestlichen Nordamerika sieben Wochen früher. Außerdem haben wir herausgefunden, dass es inzwischen auch in höheren Lagen Seen mit dokumentierten Ausbrüchen gibt. In den Anden, Island und Skandinavien liegen sie jetzt im Durchschnitt 250 bis 500 Meter höher als vor 120 Jahren”, sagt Dr. Georg Veh von der Universität Potsdam, Autor der Studie.

Diese zeitlichen Veränderungen zu kennen, könnte nützliche Informationen liefern, um beispielsweise Straßen oder Brücken entlang von Flüssen vorübergehend zu sperren und so Schäden zu verringern.

Durch die globale Erwärmung könnte eine Reihe von Regionen mit kleinen Gletschern wie die europäischen Alpen, Skandinavien und das kanadische British Columbia bereits bis zum Ende des 21. Jahrhunderts größtenteils eisfrei werden. Andere, wie Patagonien oder Alaska, könnten allerdings noch über das Jahr 2100 hinaus über große Gletscher verfügen und weiterhin in der Lage sein, Schmelzwasser aufzustauen. Die Forschenden empfehlen, in diesen Regionen die von Gletschern aufgestauten Seen zu überwachen und die flussabwärts gelegenen Flussabschnitte mit Frühwarnsystemen auszustatten, um künftige Flutunglücke zu verhindern oder zumindest abzumildern.

Article:

Georg Veh, Natalie Lützow, Jenny Tamm, Lisa V. Luna, Romain Hugonnet, Kristin Vogel, Marten Geertsema, John J. Clague & Oliver Korup (2023): Less extreme and earlier outbursts of ice-dammed lakes since 1900". Nature

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