Weg zu einer klimaneutralen EU reduziert fossile Brennstoffe um 90 Prozent bis 2050

10.12.2025 - Kosteneffizienter Klimaschutz würde die Nutzung von fossilen Energien in der EU bis 2050 um rund 90 Prozent im Vergleich zu 2020 reduzieren. Das zeigt eine veröffentlichte Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Der Ausbau erneuerbarer Energien und der Elektrifizierung sind dafür entscheidend. Die Untersuchung zeigt auch, dass selbst ein vollständiger Ausstieg aus den fossilen Energien bis 2050 technisch machbar wäre, wenn auch unter erheblichen Anstrengungen.
Weg zu einer klimaneutralen EU reduziert fossile Brennstoffe um 90 Prozent bis 2050
Auf dem Weg zur Klimaneutralität: Bis 2050 könnten etwa 90 Prozent der fossilen Energien in der EU überflüssig werden. Foto: Unsplash

„Unsere Studie zeigt, dass kosteneffizienter Klimaschutz bereits etwa 90 Prozent der fossilen Energien, die wir in der EU heute nutzen, zur Mitte des Jahrhunderts überflüssig machen könnte. Der Großteil dieser Transformation lässt sich durch erneuerbaren Strom und Elektrifizierung erreichen. Bioenergie und grüner Wasserstoff leisten in einzelnen Sektoren einen zusätzlichen Beitrag“, sagt PIK-Forscher Felix Schreyer, Erstautor der Studie, die jetzt im Fachjournal Nature Communications veröffentlicht wurde. Dieses Szenario berücksichtigt alle relevanten Technologien und ist durch die geringsten Transformationskosten gekennzeichnet. „Ein weitgehender Ausstieg aus den fossilen Energien ist damit auch ökonomisch die effizienteste Strategie für konsequenten Klimaschutz“, so Schreyer.  

Erstmals untersucht das PIK-Forschungsteam für die EU, wie Klimaneutralitätsszenarien mit einem weitgehenden sowie einem nahezu vollständigen Ausstieg aus der Nutzung fossiler Energien bis 2050 aussehen können. „Wir zeigen, dass sogar ein nahezu vollständiger Ausstieg mit bis zu 99 Prozent Reduktion der fossilen Energien technisch möglich ist. Wobei das erhebliche zusätzliche Anstrengungen und ein rasches Wachstum neuer Technologien zur Produktion CO₂-neutraler Energieträger erfordern würde“, so PIK-Forscher Gunnar Luderer, Autor der Studie. 

Fortschritte bei Erneuerbaren und Elektrifizierung als Schlüssel zum Ausstieg aus fossilen Energien

Das Forschungsteam nutzt das am PIK entwickelte Energie-Wirtschaft-Modell REMIND, um zu untersuchen, wie durch verschiedene Szenarien der Transformation der Energiesysteme eine klimaneutrale EU bis 2050 erreicht werden kann. Die Untersuchung zeigt, dass im kosteneffizienten Klimaneutralitätsszenario noch rund 10 Prozent fossile Restbedarfe verbleiben, deren Emissionen durch CO₂-Abscheidung und -Speicherung ausgeglichen werden. Diese verbleibenden fossilen Energiebedarfe entstehen vor allem in der Chemieindustrie sowie im Luft- und Schiffsverkehr. 

Für einen vollständigen fossilen Ausstieg bis 2050 wäre deshalb ein schneller und umfassender Ausbau von tendenziell teuren CO₂-neutralen E-Fuels notwendig – elektrobasierten Kraftstoffen, die fossile Energieträger in diesen schwer zu transformierenden Sektoren ersetzen können. So könnte Klimaneutralität in 2050 sogar in Verbindung mit einem vollständigen fossilen Ausstieg erreicht werden. Dies würde zwar die Kosten der Transformation erhöhen, aber auch die Abhängigkeit von fossilen Energieimporten und die Notwendigkeit unterirdischer CO₂-Speicherung verringern.

„Dank technischer Fortschritte bei Wind, Solar und der Elektrifizierung, etwa durch E-Mobilität oder Wärmepumpen, rückt ein kostengünstiger, realistischer Ausstieg aus den fossilen Energien in Reichweite“, so Felix Schreyer. Um sich diesen tiefgreifenden Technologiewandel effektiv zu Nutze zu machen, betont das Forschungsteam, ist es jedoch entscheidend, schon jetzt Politikmaßnahmen und Investitionen konsequent am Langfristziel der Klimaneutralität zu orientieren. „Und jeder vermiedene fossile Brennstoff macht Europa unabhängiger und sein Energiesystem widerstandsfähiger“, ergänzt Gunnar Luderer.



Artikel:

Schreyer, F., Ueckerdt, F., Pietzcker, R., Odenweller, A., Merfort, A., Rodrigues, R., Strefler, J., Lécuyer, F., Luderer, G. (2025): From net-zero to zero-fossil in transforming the EU energy system. Nature Communications. [DOI: 10.1038/s41467-025-66682-z]

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