Begrenzung von globaler Erwärmung auf 1,5°C würde Milliarden Menschen vor gefährlich heißem Klima schützen

23.05.2023 - Schreitet der Klimawandel voran wie bislang, könnten bis zum Ende des Jahrhunderts mehr als ein Fünftel der globalen Bevölkerung gefährlich heißen Temperaturen ausgesetzt sein, so eine neue Studie unter Beteiligung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Vor allem die Länder des globalen Südens werden demnach von heißeren Temperaturbereichen betroffen sein.
Begrenzung von globaler Erwärmung auf 1,5°C würde Milliarden Menschen vor gefährlich heißem Klima schützen
Das “Weiter-so-wie-bisher”-Szenario SSP2 stellt ein nützliches Referenzszenario dar, da es am Ende des Jahrhunderts (2081-2100) zu einer durchschnittlichen globalen Erwärmung von 2,7 °C führt. Zu sehen sind zwei Spitzenwerte innerhalb der Klimanische: 13 und 27 Grad Celsius.Grafik: PIK

"Schon heute sind circa 60 Millionen Menschen gefährlich hohen Temperaturen ausgesetzt, also Durchschnittstemperaturen von 29 Grad Celsius oder mehr. Wird der gegenwärtige Kurs beibehalten und eine Politik verfolgt, die voraussichtlich zu einer Erwärmung um 2,7 Grad Celsius führt, könnte diese Zahl bis zum Ende des Jahrhunderts auf 2 Milliarden Menschen ansteigen ", sagt Boris Sakschewski vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), einer der Ko-Autoren der im Fachjournal Nature Sustainability veröffentlichten Studie.

In dem Papier untersuchen Forschenden der Universität Exeter in Zusammenarbeit mit der Earth Commission was die globale Erwärmung für die Zahl der Menschen bedeutet, die außerhalb einer so genannten "menschlichen Klima-Nische" leben. Die Forschenden verorten diese Klima-Nische mit mittleren Jahrestemperaturen zwischen 13 und 27 Grad Celsius. Wird dieser Bereich über- oder unterschritten, können zum Beispiel Erkrankungen und Sterblichkeit zunehmen oder sich Migrationsbewegungen verstärken.

Der Studie zufolge wurden seit 1980 bereits 9 Prozent der Weltbevölkerung (mehr als 600 Millionen Menschen) aus ihrer urspünglichen Temperaturnische verdrängt. Die meisten dieser Menschen lebten in der Nähe des kühleren Spitzenwertes der Nische - 13 Grad Celsius – und befinden sich nun im "Mittelbereich" zwischen den beiden Gipfeln. Die Bedingungen sind im Mittelbereich zwar nicht gefährlich heiß, aber tendenziell viel trockener und haben in der Vergangenheit zu keinem großen Bevölkerungsentwachstum beigetragen. Temperaturen jenseits von 27 Grad Celsius, dem zweiten Spitzenwert, werden mit einer Vielzahl von Problemen in Verbindung gebracht, darunter unter anderem eine geringere Arbeitsproduktivität, vermehrte Verbereitung von Infektionskrankheiten oder erhöhte Sterblichkeit.

“Für jedes zusätzliche Zehntel Grad globaler Erwärmung werden etwa 140 Millionen Menschen zusätzlich einer kritischen Hitze von über 29 Grad Celsius ausgesetzt sein. Die große Mehrheit davon lebt in Regionen mit vergleichsweise geringen Pro-Kopf-Emissionen wie Indien oder Nigeria”, so PIK Forscher Sina Loriani, ebenfalls Ko-Autor der Studie.

Die schlimmsten dieser Auswirkungen könnten durch eine Senkung der Treibhausgasemissionen und die Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 °C vermieden werden  - dann wären nur circa 5 Prozent der globalen Bevölkerung durch gefährliche Hitze von mehr mehr als 29 Grad Celsius gefährdet.

Artikel:

Timothy M. Lenton, Chi Xu, Jesse F. Abrams, Ashish Ghadiali, Sina Loriani, Boris Sakschewski, Caroline Zimm, Kristie L. Ebi, Robert R. Dunn, Jens-Christian Svenning, Marten Scheffer (2023): Quantifying the Human Cost of Global Warming. Nature Sustainability [DOI: 10.1038/s41893-023-01132-6]

Kontakt:

PIK Pressestelle
Telefon: +49 (0)331 288 2507
E-Mail: presse@pik-potsdam.de
Twitter: @PIK_Klima
www.pik-potsdam.de