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 Ökonomisch gesehen         ermöglicht diese Flexibilität eine Kostensenkung, weil sie jene         Emissionen ausgleicht, deren Vermeidung besonders teuer wäre.         „Dies bedeutet, dass ein Auslaufen aller CO2-Emissionen          bis zum Ende unseres Jahrhunderts – und genau das wäre nötig, um         das international vereinbarte Zwei-Grad-Ziel zu halten – nicht         das Beseitigen wirklich jeder Emissionsquelle erfordern müsste“,         so Kriegler. „Die Entscheidungen, ob und wie zukünftige         Generationen vor gefährlichem Klimawandel geschützt werden         sollen, müssen heute getroffen werden, aber die         Vermeidungsanforderungen für das Erreichen der Ziele werden mit         der Zeit wachsen. Die Kosten für zukünftige Generationen könnten         deutlich verringert werden, wenn die Technologien zum Entziehen         von CO2 aus der Luft langfristig verfügbar         werden.“
Die Finanzlast über die Generationen hinweg verteilen
Erstmals wird dies in der         nun veröffentlichten Studie quantifiziert. In         Szenarienrechnungen, in denen Bioenergie plus CCS nutzbar wird,         halbierten sich die Gesamtkosten für den Klimaschutz in diesem         Jahrhundert. In Szenarien ohne eine solche Strategie der CO2-Entnahme          aus der Luft, stiegen die Kosten für künftige Generationen         deutlich – bis hin zu einer Vervierfachung im Zeitraum 2070 bis         2090. Berechnet wurde dies mit einer Computer-Simulation des         Wirtschaftssystems, der Energiemärkte und des Klimas.
 
 Die Optionen für das Entziehen von CO2 aus der         Atmosphäre umfassen auch Aufforstung oder chemische Verfahren         zum Einfangen des Gases oder für dessen Reaktion mit Mineralien         zu Karbonat. Allerdings ist der Einsatz von Biomasse plus CCS         weniger kostenträchtig als die chemischen Optionen, solange         hinreichend Biomassematerial verfügbar ist, erklären die         Forscher.
Ernste Bedenken beim großflächigen Einsatz von Biomasse plus CCS
„Natürlich gibt es ernste         Bedenken, inwieweit die großflächige Nutzung von Biomasse zur         Energieerzeugung nachhaltig gestaltet werden kann“, sagt         Ko-Autor Ottmar Edenhofer, Chef-Ökonom des PIK. „Wir haben         deshalb Bioenergie plus CCS nur als ein Beispiel dafür         betrachtet, welche Rolle der Entzug von CO2 aus         der Atmosphäre für den Klimaschutz spielen kann.“ Die Nutzung         von Energiepflanzen kann in Konflikt geraten mit der Nutzung von         Land für die Nahrungsmittelerzeugung, oder mit dem Schutz von         Ökosystemen. Daher wurde in der aktuellen Studie die Produktion         von Energie aus Biomasse auf eine – verglichen mit anderen         Abschätzungen zu ihrem Potenzial – mittlere Menge begrenzt, so         dass sie überwiegend auf aufgegebenen landwirtschaftlichen         Flächen umgesetzt würde.
 
 Allerdings gibt es hierbei Unsicherheiten: Das         Bevölkerungswachstum und sich verändernde         Ernährungsgewohnheiten, welche die Nachfrage nach Land steigern         können, wie auch Fortschritte in der landwirtschaftlichen         Produktivität, welche die Nachfrage nach Land sinken lassen         können. Außerdem ist die CCS-Technologie noch nicht verfügbar         für den Einsatz im industriellen Maßstab – und aus Sorge um den         Umweltschutz ist sie in Ländern wie Deutschland umstritten.
 
 „Das Entziehen von CO2 aus der Atmosphäre könnte         die Menschheit in die Lage versetzen, dass sie weiterhin Ziele         zur Stabilisierung der CO2-Konzentration         erreichen kann, obwohl sich wahrscheinlich die nötige         Zusammenarbeit der internationalen Staatengemeinschaft         verzögert“, erklärt Edenhofer. Dies gelte aber nur unter         bestimmten Voraussetzungen. „Die Risiken einer stark         ausgeweiteten Nutzung von Bioenergie müssen besser verstanden         werden, und die Sicherheitsbedenken gegenüber CCS müssen         gründlich geprüft werden. Trotzdem: Die Technologien, um CO2 aus der Luft wieder heraus zu holen, sind keine Science Fiction;         sie müssen weiter erkundet werden.“ Keinesfalls sollten sie als         Vorwand zur Vernachlässigung von Emissionsreduktionen betrachtet         werden, so Edenhofer. „Der bei weitem größte Teil der         Anstrengungen zur Vermeidung gefährlichen Klimawandels muss in         Form der Verringerung der weltweiten Ausstoßes von         Treibhausgasen geleistet werden.“
 
 
 Artikel: Kriegler, E.,         Edenhofer, O., Reuster, L., Luderer, G., Klein, D. (2013): Is         atmospheric carbon dioxide removal a game changer for climate         change mitigation? Climatic Change (online)         [10.1007/s10584-012-0681-4]
 
 Weblink zum Artikel: http://link.springer.com/article/10.1007%2Fs10584-012-0681-4
 
Kontakt für weitere Informationen:
 Potsdam-Institut für         Klimafolgenforschung, Pressestelle
 Telefon: +49 (0)331 288 2507
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