Anpassung an den Klimawandel braucht räumliche Planung

Auf Einladung der Akademie für Raumforschung und Landesplanung (ARL), des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung (IÖR), des Potsdam-Instituts für Klimafolgenfor-schung (PIK) und der United Nations University (UNU) diskutierten Klimaforscher und Raumwissenschaftler sowie Vertreter von Bundes- und Landesbehörden, Städten und Ge-meinden Ende November in Frankfurt/Main die künftigen Anforderungen an die Raum- und Umweltplanung.

Räumliche Planung ist ein Schlüsselbereich für die Anpassung an die bereits nachweisbaren und die zu erwartenden Änderungen des Klimas. Befragungen von Stadt- und Regionalpla-nern zeigen jedoch, dass konkrete Erkenntnisse über die Folgen des Klimawandels sowie Handlungsmöglichkeiten zur Anpassung vielfach fehlen. Beide Bereiche werden von den regionalen und örtlichen Gegebenheiten geprägt: Strategien in Küstenregionen zum Beispiel unterscheiden sich von Planungen für Mittelgebirge.

Klimaanpassung erfordert, sämtliche Raumnutzungsformen zu koordinieren: von Wohnge-bieten und Einkaufszentren über Industrie- und Gewerbeflächen und Infrastruktursystemen bis hin zu land- und forstwirtschaftlichen Flächen sowie Gebieten für Freizeit, Erholung und Naturschutz. Ansonsten besteht die Gefahr, dass nicht nur einzelne Flächen, sondern ganze Städte und Regionen Leistungsfähigkeit und Entwicklungsperspektiven einbüßen.

Die Klimaforschung stellt heute differenzierte Projektionen der zu erwartenden Klimaände-rungen bereit. Gewisse unvermeidbare Unsicherheiten bestehen jedoch. „Insofern kommt es darauf an, durch mehrere Szenarien und parallele Untersuchungsmethoden sowohl das mögliche Ausmaß der Klimaänderungen als auch die Bandbreite ihrer Unsicherheit zu be-stimmen“, sagt Jochen Schanze vom Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung. Er empfiehlt: „In der räumlichen Planung sollten bewusst die quantifizierbaren Unsicherheiten der Klimaprojektionen aufgegriffen und Lösungen entwickelt werden, die auch unter ver-schiedenen zukünftigen Entwicklungen wirksam und nachhaltig sind.“ Manfred Stock vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung sieht hier eine Herausforderung für die Raumpla-ner, ihr Wissen um die möglichen regionalen Verwundbarkeiten einzubringen.

Die Veranstaltungsteilnehmer waren sich einig, dass Leitlinien zum Umgang mit unterschied-lichen Klimaprojektionen formuliert werden sollten, um Planungsentscheidungen zu erleich-tern. Dies sei vor allem Aufgabe von Bund und Ländern. Städte und Gemeinden könnten sich daran orientieren. Weiterhin sollten aufgrund der Komplexität der Klimaanpassung alle relevanten gesellschaftlichen Akteure einbezogen werden, um gemeinsam lokale und regio-nale Lösungen zu finden. Die räumliche Planung verfügt hierbei über ein erhebliches Poten-zial für ein strategisches Vorgehen sowie den Interessensausgleich.

Um den Dialog fortzuführen, wurde eine Plattform zur Vernetzung der Experten und zur In-formation von Planern und Öffentlichkeit etabliert. In den kommenden Monaten soll unter der Webadresse www.arl-net.de ein umfangreiches Portal entstehen. Auch werden weitere Ver-anstaltungen stattfinden. Die Initiative geht vom Arbeitskreis „Klimawandel und Raumpla-nung“ der ARL sowie von Wissenschaftlern der genannten Institute aus, die gemeinsam das Forschungsvorhaben KLIMAPAKT durchführen, das im Rahmen des "Paktes für Forschung und Innovation" der Leibniz-Gemeinschaft mit Mitteln von Bund und Ländern gefördert wird.

Der ARL-Arbeitskreis „Klimawandel und Raumplanung“ befasst sich mit den Konsequenzen und Herausforderungen, die sich durch den Klimawandel für die Entwicklung von Städten und Regionen ergeben. Behandelt werden der Einfluss von Raumnutzungen und -strukturen auf die Emissionen klimarelevanter Gase und die Möglichkeiten der räumlichen Planung, zur Vermeidung von Emissionen beizutragen. Darüber hinaus suchen und bewerten die Exper-ten im Arbeitskreis Anpassungsstrategien und -maßnahmen, die Raumstrukturen robust ge-genüber den Einwirkungen des Klimawandels machen.

Ziel des Forschungsvorhabens KLIMAPAKT ist es, auf der Basis von Abschätzungen der Folgen des Klimawandels beispielhafte Anpassungsstrategien und -instrumente zu erarbei-ten. Das Konzept der Verwundbarkeit sei für die Entwicklung von Vorsorgekonzepten in ländlichen und städtischen Räumen von zentraler Bedeutung, so Jörn Birkmann, Leiter des ARL-Arbeitskreises und Beteiligter an KLIMAPAKT. Handlungs- und Anpassungsbedarf be-stehe besonders in denjenigen Regionen und Städten, die besonders anfällig gegenüber den Einwirkungen des Klimawandels sind.

Pressemitteilung der Akademie für Raumforschung und Landesplanung vom 15.12.2008


Ansprechpartner:


Dr. Gerhard Overbeck, ARL, E-Mail: Overbeck@ARL-net.de


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