Potsdamer Klimaforschung gewinnt europäische Dimension

Potsdam, 25.09.02

Um den Herausforderungen der modernen Umweltforschung begegnen zu können, wird vielfach eine stärkere Zusammenarbeit zwischen europäischen Forschungsinstituten gefordert. Als Schritt in diese Richtung wurde der Gründungsdirektor des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), Prof. Dr. Hans Joachim Schellnhuber, für einen längeren Zeitraum beurlaubt, um ab dem 1. Oktober 2002 das Tyndall Centre for Climate Change Research zu leiten. Das Tyndall Centre wurde im Herbst 2000 nach dem Vorbild des PIK gegründet und ist bereits jetzt die bedeutendste britische Institution im Bereich der integrierten Klimaforschung. Prof. Schellnhuber wird von dort aus an einer wirksamen Vernetzung der europäischen Klimaforschung, aufbauend auf der Zusammenarbeit der beiden Institute, arbeiten.

Seitdem die EU in der Klimapolitik den Kyoto-Prozesses erfolgreich gegen internationale Widerstände verteidigt hat, ist die Entwicklung einer europäischen Forschungskompetenz zum Klimawandel wichtiger denn je. Die Rolle des PIK hierbei zeigt sich in einer Reihe von Forschungsprojekten, die hier durchgeführt und koordiniert werden, z.B. zur Verletzbarkeit europäischer Ökosysteme durch Klimawandel, zum Schutz von Küstengebieten angesichts des zu erwartenden Anstiegs des Meeresspiegels in Europa und der dritten Welt, zu möglichen globalen Wettbewerbsvorteilen Europas im Bereich neuer Energietechnologien, und zu Hindernissen und Chancen einer nachhaltigen Entwicklung europäischer Städte.

Über diese gemeinsamen, meist aus EU-Mitteln geförderten Projekte hinaus kann eine wirkliche Integration der Wissenschaftslandschaft nur durch direkte Beziehungen zwischen den Instituten erfolgreich werden, wobei die Beitrittskandidaten der EU eine besondere Rolle spielen. So koordiniert einer der weltweit führenden Forscher auf dem Gebiet der Überschwemmungsrisiken, Prof. Zbigniew Kundzewicz, in einer gemeinsamen Position am PIK und an der polnischen Akademie der Wissenschaften (Poznan) die Forschung zu Problemen von Katastrophen im Bereich der Elbe, der Oder und anderen Hochwassergebieten. Das PIK spielt auch eine führende Rolle bei der Entwicklung des European Climate Forum - ECF. Dabei handelt es sich um ein Netzwerk, in dem europäische Forschungsinstitute wie PIK und Tyndall, Unternehmen wie Alsthom Power und ABB sowie Nichtregierungsorganisationen wie Greenpeace und WWF gemeinsam Probleme des Klimawandels untersuchen.

Die Beurlaubung von Prof. Schellnhuber markiert die Chance zu einer wirksamen Konsolidierung dieser vielversprechenden Ansätze europäischer Wissenschaftskooperation. Im kommenden Jahr liegt die Leitung des PIK in den Händen von Prof. Dr. Martin Claussen. Das Ziel seiner Amtszeit sieht Claussen darin, "das PIK aus der Pionierphase der integrierten Klimaforschung in eine Phase breit nachgefragter Forschungskompetenz zu führen, die sich durch eine kooperative Führung und die Fähigkeit zur Berücksichtigung sozio-ökonomischer Aspekte der Klimaproblematik auszeichnet". Das Institut, als Teil eines europäischen Netzwerkes, sieht sich in einer guten Position, diese Ziele zu erreichen.

Ansprechpartner:

Prof. Dr. Martin Claussen, Tel.: 0331 288 2522, E-mail: claussen@pik-potsdam.de,
Prof. Dr. Hans Joachim Schellnhuber, Tel.: 0331 288 2502

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