Sonntagsvorlesung im Alten Rathaus von Potsdam
7. Dezember 2003, 11 Uhr
Am kommenden Sonntag, den 7. Dezember 2003, wird die Reihe von Sonntagsvorlesungen
"Potsdamer Köpfe" mit einem Thema fortgesetzt, das nach Jahrhundertflut und
Hitzewelle die Öffentlichkeit in Atem hält: dem Klima. Die Vorlesung
wird von Prof. Dr. Martin Claußen gehalten, dem geschäftsführenden
Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung.
Alle reden über das Wetter und mittlerweile auch über das Klima. Oft
ist dabei nicht klar, was eigentlich der Unterschied zwischen Wetter
und Klima ist. Kann man schon ein Wetterextrem, wie zum Beispiel ein
außergewöhnliches Niederschlagereignis, das zu einer
Hochwasserkatastrophe führt, oder einen heißen Sommer als Klimaänderung
interpretieren? Wer oder was steuert eigentlich Wetter und Klima?
Klima lässt sich auf verschiedene Weise definieren. Zum einen wird
Klima als mittlerer Zustand der Atmosphäre - sozusagen als "mittleres
Wetter" - verstanden. Zum anderen wird Klima als Zustand und Statistik
eines komplexen Systems, des so genannten Klimasystems, beschrieben,
das durch das Zusammenspiel der Atmosphäre mit dem Ozean, der Biosphäre
(Flora und Fauna), der oberen Erdschicht sowie den Eis- und
Schneemassen gekennzeichnet ist. Die erste Definition hat sich in der
Klimatologie, einer eher beschreibenden Wissenschaft, bewährt. Zum
Verständnis der Klimadynamik greift diese Definition jedoch zu kurz, da
sie nicht die komplexen Zusammenhänge im Klimasystem berücksichtigt.
Der mittlere Zustand der Atmosphäre wird nicht allein durch Prozesse
bestimmt, die in der Atmosphäre ablaufen, sondern beispielsweise auch
durch die Ozeanzirkulation, die Bewegung der Gletscher und die
Ausbreitung der Vegetation.
Das Klimasystem lässt sich als ein schwingungsfähiges System
beschreiben, das einerseits auf äußere Änderungen reagiert, aber auch
ein Eigenleben führen kann. Zu den äußeren Einflüssen gehören unter
anderem die Schwankungen der Erdbahn um die Sonne und der veränderliche
Energiefluss von der Sonne. Seit gut 150 Jahren beeinflusst auch der
Mensch in zunehmenden Maße das Klima. Durch Besiedlung und
Landwirtschaft verändert er die Gestalt der Erdoberfläche und durch
Emissionen die chemische Zusammensetzung der Atmosphäre. Wie machen
sich diese Einflüsse in Klima und Wetter bemerkbar? Die Antwort darauf
können nur Daten aus der Klimageschichte geben sowie Klimamodelle, mit
deren Hilfe die Daten interpretiert werden.
Martin Claußen wurde 1955 in Fockbek bei Rendsburg geboren. Er studierte
Meteorologie, Ozeanografie und Hydrodynamik an der Universität Hamburg und
promovierte am Max-Planck-Institut für Meteorologie. 1991 habilitierte er sich
an der Universität Hamburg. Martin Claußen arbeitete als Wissenschaftler
am GKSS-Forschungszentrum in Geesthacht sowie am Max-Planck-Institut für
Meteorologie in Hamburg. 1996 nahm er die Professur für Theoretische Klimatologie
an der Freien Universität Berlin an sowie die Leitung der Abteilung "Klimasystem"
am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). 2002 wechselte er als
Professor für Integrierte Klimasystemanalyse an die Universität Potsdam und
übernahm die Stelle des geschäftsführenden Direktors am PIK. Martin
Claußen ist Vorsitzender der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft und
Mitglied der Deutschen Akademie für Naturforscher Leopoldina.
Die Vorlesung beginnt um 11:00 Uhr und findet im Alten Rathaus, Am
Alten Markt, 14467 Potsdam statt. Eintritt 3,--/erm. 2,-- Euro.
Kontakt PIK: Anja Wirsing, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel. 0331/288-2507, anja.wirsing@pik-potsdam.de