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Neue Berechnungen zur Erderwärmung Gletscher schmelzen vollständig

Ein riesiges Eisstück bricht  vom weltberühmten Perito-Moreno-Gletscher in Patagonien ab. (Archivbild von 2007)

Ein riesiges Eisstück bricht vom weltberühmten Perito-Moreno-Gletscher in Patagonien ab. (Archivbild von 2007)

(Foto: picture alliance / dpa)

Wissenschaftler berechnen die Auswirkungen der Erderwärmung auf die Eismassen auf Grönland und kommen dabei auf erschreckende Ergebnisse. Die kilometerdicke Eisschicht könnte bei maximaler Erwärmung in 2000 Jahren völlig verschwunden sein.

Der kilometerdicke Eispanzer auf Grönland könnte nach neuesten wissenschaftlichen Berechnungen in Folge des Klimawandels erheblich schneller schmelzen als bislang befürchtet. Ein vollständiges Schmelzen sei bei einem Temperaturanstieg zwischen 0,8 bis 3,2 Grad Celsius möglich, heißt es in einer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und der spanischen Universität Complutense Madrid veröffentlichten Studie.

Am wahrscheinlichsten ist ein vollständiges Abschmelzen den Forschern zufolge, wenn die Temperatur um mindestens 1,6 Grad oder mehr ansteigt. Bislang sahen Forscher hingegen demnach ein Plus von 3,1 Grad als die wahrscheinlichste Schätzung an. "Je stärker wir die Temperaturen überschreiten, desto schneller schmilzt das Eis", erklärte dazu Studienleiter Alexander Robinson.

50.000 oder 5.000 Jahre

Gelänge es doch noch, das Zwei-Grad-Ziel einzuhalten, würde sich das Abtauen demnach über 50.000 Jahre erstrecken. Sollte die Menschheit den Ausstoß von Klimagasen allerdings unvermindert fortsetzen und so einen Temperaturanstieg von acht Grad verursachen, wäre das grönländische Eis innerhalb von 2000 Jahren fast komplett verschwunden. Schon nach 500 Jahre wäre ein Fünftel geschmolzen.

Aktuell sei bereits ein Temperaturanstieg von 0,8 Grad gegenüber der Zeit vor der Industrialisierung eingetreten, erklärten die Forscher, die ihre auf Computersimulationen basierende Studie in der Zeitschrift "Nature Climate Change" veröffentlichten. Demnach wäre der untere Bereich der kritischen Temperaturzone schon erreicht.

Aber auch der von ihnen als wahrscheinlichster Kipppunkt errechnete Wert von 1,6 Grad läge deutlich unter dem sogenannten Zwei-Grad-Ziel, an dem sich die globalen Verhandlungen zum Klimaschutz orientieren. Kritische Experten halten selbst dieses Ziel wegen der bestenfalls schleppenden Fortschritte ohnehin für kaum noch erreichbar.

Dramatischer Anstieg des Meeresspiegels

Ein Abschmelzen des mehr als 3000 Meter dicken grönländischen Eispanzers gilt als einer der womöglich dramatischsten Folgen des Klimawandels, weil dies einen Anstieg des weltweiten Meeresspiegels um etliche Meter auslösen und viele dicht besiedelte Küstengebiete überfluten könnte. Davon seien möglicherweise Millionen Menschen betroffen, erklärten die Forscher aus Potsdam und Madrid.

Das ebenfalls viel diskutierte Abtauen des arktisches Meereises rund um den Nordpol hätte diesen Effekt dagegen nicht. Der Grund dafür ist, dass es bereits auf dem Meer schwimmt und dabei genau so viel Wasser verdrängt, wie ihn ihm gebunden ist. Das auf dem Land aufgetürmte Grönland-Eis dagegen ließe beim Schmelzen gigantische Mengen zusätzlichen Wassers in die Ozeane fließen.

Quelle: ntv.de, dpa

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