"Der Nutzen des Klimaschutzes übersteigt seine Kosten deutlich": Stimmen zum IPCC WG3 AR6 Bericht

04.04.2022 - Das als Weltklimarat bekannte "Intergovernmental Panel on Climate Change", kurz IPCC, veröffentlicht heute den 6. Sachstandsbericht seiner Arbeitsgruppe 3 zur Minderung des Klimawandels. Diese Berichte erscheinen nur rund alle sieben Jahre.
"Der Nutzen des Klimaschutzes übersteigt seine Kosten deutlich": Stimmen zum IPCC WG3 AR6 Bericht

Hierzu Elmar Kriegler, ein Leitautor des Berichtskapitels zu Minderungspfaden und Langfristzielen sowie Mitwirkender bei der Zusammenfassung des Berichts für politische Entscheider und Entscheiderinnen, er ist am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung Ko-Leiter der Forschungsabteilung Transformationspfade:

"Die Einigung von Wissenschaft und Staaten auf die Zusammenfassung des Berichts für die Politik war schwierig – was vor allem eines zeigt: Es ist jetzt die Zeit der Entscheidungen. Der Bericht, das sind nicht einfach nur Worte, sondern er fordert Taten. Es ist gut, wenn das jetzt die Regierungen erkennen. Zum Beispiel müssen wir weltweit aus der Kohle aussteigen. Denn allein die existierenden und geplanten Kohlekraftwerke würden in ihrer Laufzeit das unter dem Ziel von 1,5°C noch mögliche Budget von CO2-Emissionen aufbrauchen. Die Kosten des Klimaschutzes sind dabei im Weltmaßstab und über Generationen hinweg betrachtet ökonomisch absolut machbar. Nur sind die Kosten regional sehr unterschiedlich. Auf CO2-intensive Entwicklungsländer können hohe Kosten zukommen. Effiziente Industrieländer wie Deutschland, die derzeit noch fossile Brennstoffe importieren und dann umstellen, sind die Gewinner. Deshalb ist unbedingt ein fairer Ausgleich erforderlich, nicht nur innerhalb der einzelnen Länder sondern auch international. Denn klar ist: Der Nutzen des Klimaschutzes übersteigt seine Kosten deutlich."

Hierzu auch Alexander Popp, Leitautor im Kapitel zu Landnutzung und Leiter der Forschungsgruppe zu Land-Nutzungs-Management am Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung:

"Landwirtschaft, Wald, Natur können wichtige Beiträge leisten, um den Klimawandel zu begrenzen. Der neue IPCC-Bericht zeigt, dass das richtige Management der Landnutzung sogar eine der kosteneffektivsten Maßnahmen sein kann - also mit viel Wirkung für relativ wenig Geld. Was wir auf Äckern und in Wäldern machen, trägt weltweit heftige 20 Prozent zum Ausstoß von Treibhausgasen bei. Wenn wir etwa die Viehhaltung verringern, Wälder schützen und aufforsten, Moore erhalten und wieder vernässen, dann senkt das den Ausstoß von Treibhausgasen. Mehr noch: Böden und Pflanzen können sogar CO2 wieder aus der Atmosphäre herausholen. Selbstverständlich müssen wir auch Technologien entwickeln und anwenden, die erneuerbaren Energien ausbauen. Aber nur, wenn wir auch für gezieltes und nachhaltiges Landmanagement und Schutz der Natur sorgen, können wir das Ziel erreichen von netto null Emissionen Mitte des Jahrhunderts."

Ottmar Edenhofer, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Klima-Ökonom und früherer Ko-Leiter der Arbeitsgruppe 3 des IPCC-Berichts von 2014:

"Schockierend klar zeigt der Bericht: Wir haben die Emissionskurve der Treibhausgase nicht nach unten gebogen, wir haben nur ihren Anstieg etwas abgeflacht. Mit den Emissionen aber steigen auch die Klimarisiken, die bisher ergriffenen Maßnahmen sind zu schwach. Wir brauchen also eine neue Politik – und angesichts der russischen Aggression eine, die Energiesicherheit und Klimasicherheit verbindet. Nur mit einem starken CO2-Preis können wir das Comeback der Kohle stoppen und zugleich unsere Energiequellen diversifizieren sowie Einnahmen erwirtschaften für den nötigen Sozialausgleich hoher Energiekosten. In Deutschland und Europa darf der Emissionsdeckel nicht geschwächt werden; in der Welt sollten sich Europa, China und die USA als Klima-Club zusammentun und auf einen Mindestpreis für CO2 verständigen. Der Bericht rechnet vor: Die Hälfte der global nötigen Emissionsminderungen können mit Technologien erbracht werden, die bereits bei einem CO2-Preis unter 100 Euro pro Tonne rentabel wären. Der Einstieg ist also zum Greifen nahe. Nun muss die Politik auch zupacken."

Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung:

"Der aktuelle Bericht des Weltklimarats zeigt klar, dass der Schutz der Ökosysteme, Wiederaufforstung und nachhaltige Landwirtschaft essentiell sind, um die gefährlich hohen Treibhausgaswerte zu senken. Wir müssen dringend unsere Energiesysteme umbauen, wir brauchen saubere Technologien. Doch nur mit mehr Natur schaffen wir Klimaneutralität bis Mitte des Jahrhunderts.

Link zum Bericht AR6 Climate Change 2022: Mitigation of Climate Change

https://www.ipcc.ch/report/sixth-assessment-report-working-group-3/

Kontakt:

PIK Pressestelle
Tel.: +49 331 288 25 07
E-Mail:
Twitter: @PIK_Klima
www.pik-potsdam.de